Foto: PromisGlauben

PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen im Religionsunterricht

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Am vergangenen Mittwoch, den 10. Mai 2023, gestaltete unser Teamer Markus Kosian in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Strobl zum Thema „PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen“ die Tagung für Lehrkräfte der Katholischen Religionslehre an den beruflichen Schulen der Landeshauptstadt München im Exerzitienhaus Schloss Fürstenried. Als Referenten waren tätig: Prof. Dr. Konstantin Lindner (Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg) und unsere Teamer Daniel Eisenbeiß und Markus Kosian, die beide als Diplomhandelslehrer (Univ.) mit Zweitfach kath. Theologie an kaufmännischen Berufsschulen in Fürth bzw. München arbeiten. Für ein Interview im Rahmen des Fortbildungstages konnte der Kabarettist Christian Springer gewonnen werden, der über seine Werteorientierung und seinen Glauben sprach.

Als die Anfrage vom Zentralen Fachberater für Kath. Religionslehre an beruflichen Schulen der Stadt München, Dr. Andreas Strobl, an PG-Gründer Markus Kosian kam, die Jahrestagung zum Thema PromisGlauben und Biographisches Lernen zu gestalten, musste dieser nicht lange überlegen. Schon vor Corona hatte Kosian zusammen mit Prof. Lindner und Daniel Eisenbeiß Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen im Religionsunterricht“ gegeben (u.a. an der Universität in Bamberg, am Pädagogischen Institut in München und am Institut für Lehrerfortbildung in Gars am Inn). Die drei hatten sich Anfang der 2000er Jahre beim Studium in Bamberg kennengelernt. Die Verbindung hält bis heute.

Prof. Dr. Konstantin Lindner ist ein praxisnaher Gelehrter. Vor seiner Habilitation absolvierte er die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien in der Kombination Deutsch/Kath. Religionslehre und unterrichtete als Lehrer an Gymnasien in Nürnberg, Weiden und Nabburg. Er eröffnete den Fortbildungstag mit seinem Vortrag „Biographische Lernen. Religionsdidaktische Vergewisserungen“. Das hier ein Mann mit Praxisbezug spricht, war auch an der Aufmerksamkeit, mit der die über 50 teilnehmenden Religionslehrerinnen und Religionslehrer seinen Ausführungen folgten, zu sehen.

Die Bedeutung des Biographischen führte Lindner den Teilnehmenden vor Augen, als er sie zu konkreten Aspekten ihrer materiellen Kultur, Ideologie, Praktiken und sozialen Organisation im Zweiergespräch brainstormen ließ. Nach der differenzierten Begriffsklärung von „Biographisches und Biographie“ zeigte er die Bedeutung von Biographie in christlich-theologischen Zusammenhang auf. Darauf aufbauend schilderte er den Bedarf Heranwachsender an Biographischem. Dabei legte er die Relevanz von Vorbildern bei Jugendlichen sowie Gründe für das hohe Interesse an Biographischem dar.

Anschließend referierte Prof. Lindner über die Notwendigkeit von Biographischen Lernen im Religionsunterricht. Gegenstandsbezogen verwies er auf das Christentum als Religion, die

  • das Individuum in seiner personalen Gottesbeziehung ernst nimmt
  • die von der Tradierung, von menschlichen Zeugnissen lebt: authentische Erschließung der motivierenden Kraft von Glaube und Religion
  • mittels tradierter Realisierungsoptionen von Glauben Orientierung bietet.

Subjektorient erklärte Lindner, dass die „Aufgabe Biographie“ auch im Religionsunterricht reflektiert werden muss. Dabei zitierte er auch aus einem Schreiben des Sekretariats der Ständigen Konferenz der Kultusminister aus dem Jahr 2004, in dem es auf Seite 6 heißt: „Schulqualität ist aber selbstverständlich mehr als das Messen von Schülerleistungen anhand von Standards. Der Auftrag der schulischen Bildung […] zielt auf Persönlichkeitsentwicklung und Weltorientierung, die sich aus der Begegnung mit zentralen Gegenständen unserer Kultur ergeben.“

Zur Intension von Biographischem Lernen im Religionsunterricht erklärte Lindner u.a., dass diese Lernform daran interessiert ist, die Schülerinnen und Schüler herauszufordern und zu befähigen, die Bedeutung von Religion, Glaube(n) und Christentum im Kontext ihrer eigenen Biographie zu reflektieren. Dabei betonte er:

„Die Lernenden, die sich mit ihrer eigenen Biographie beschäftigen oder sich an einer fremden Biographie abarbeiten bzw. ‚reiben‘, stehen dabei als Subjekte im Zentrum des Lerngeschehens.“

Neben der Auseinandersetzung mit der EIGENEN Lebensgeschichte ist somit auch die Auseinandersetzung mit FREMDEN Biographien bzw. biographischen Versatzstücken von Bedeutung, so dass biographische Zeugnisse als Unterrichtsgegenstände den Einbezug von interpretierter, bewerteter und realisierter Wirklichkeit in das Lerngeschehen ermöglichen. Als Pluspunkt dieser Art des Lernens identifizierte Lindner die Anschaulichkeit und Lebensnähe.

Des Weiteren legte der Lehrstuhlinhaber für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts die Kompetenzen dar, die mit Biographischem Lernen erreicht werden können.

Als besonderes Projekt, das biographisches Lernen in der Unterrichtspraxis möglich macht, hob Prof. Lindner abschließend das Projekt PromisGlauben hervor und verwies auf die Inhalte der sich anschließenden Workshops.

 

 

In Workshops zeigten die PG-Teamer und Wirtschaftspädagogen mit Zweitfach katholische Religionslehre Daniel Eisenbeiß, der auch als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Konstantin Lindner arbeitet, und Markus Kosian, der das Projekt PromisGlauben gegründet hat und mit einem kreativen Team aus Schülern und Freunden seit 1. Dezember 2017 online gestaltet, wie mit den Inhalten von PromisGlauben biographische Lernprozesse im Religionsunterricht stattfinden und schulisches Leben bereichern können.

Eisenbeiß beging mit den Teilnehmern die Ausstellung PromisGlauben, die im Foyer von Schloss Fürstenried präsentiert wurde. Mit Fragen und Impulsen auf einem Begehungsblatt regte er die Lehrerinnen und Lehrer zur persönlichen Annäherung mit den Promi-Statements an. Mit einem Gebet von Theresa von Avila (1515-1582), die ein Promi ihrer Zeit und bis heute ist, ließ er die Workshop-Teilnehmer erkennen, dass Inhalte des Gebets auch in Aussagen von Promis von heute stecken. Weiter diskutierte er mit seiner Gruppe, dass religiöse Ausdrucksformen und Sehnsüchte, die in früheren Zeiten zum Beispiel durch das Rosenkranzgebet praktiziert wurden, heute eben nicht verlorengegangen sind, sondern auf ähnliche oder andere Weise daherkommen, was in den Promi-Statements zu finden ist. Zudem wurde den Ausstellungsbesuchern klar, wie sehr die Promi-Statements zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt und zum Dialog darüber anregen.

Kosian zeigte in seinem Workshop, wie die Inhalte von PromisGlauben im Religionsunterricht angewendet werden können. Dazu stellte er eine Unterrichtseinheit zum Duft-Influencer Jeremy Fragrance vor, über die Schüler erkennen, wie sehr die persönliche Identität mit dem Glauben an Gott verbunden sein kann (Hintergrund: Fragrance zeigte bei einem Kirchenbesuch mit einem Team von Sat1 eine sehr persönliche Seite von sich). Mit einem Einblick in eine ausführliche Unterrichtseinheit zum Thema „Relevanz des Gottesbezugs für das menschliche Handeln“ zeigte Markus Kosian den Teilnehmern, wie über Statements prominenter Naturwissenschaftler, Philosophen und Theologen zum einen die Erkenntnisbereiche von Glauben und Wissen erschlossen werden können und zum anderen die unterschiedlichen Deutungen einer Lebenswirklichkeit mit oder ohne Gottesbezug klar werden und daraus Respekt für die jeweils andere Weltsicht erwächst.

 

 

Am Nachmittag erlebten die Fortbildungsteilnehmer ein besonderes Highlight. Der Kabarettist Christian Springer stellte sich für ein Live-Interview im Rahmen der Fortbildung zur Verfügung. Er sprach u.a. über seine Werte, die ihm in der Kindheit vermittelt wurden und die ihn bis heute prägen, über seine Ansicht, dass Religionen das selbe Muster in sich bergen würden, über seine Kritik an der katholischen Kirche, der er nach wie vor angehört, und über seine Motivation zu seinem herausragenden sozialen Engagement. Die Fortbildungsbesucher erlebten, wie sehr mancher Standpunkt Springers zur persönlichen Betrachtung, egal ob zustimmend oder ambivalent, herausfordert (Hinweis: Das Interview gibt es demnächst im YouTube-Kanal von PromisGlauben).

Im Ausklang zur Fortbildung war zu erleben, wie die Teilnehmer beim gemütlichen Beisammensein weiter über das inspirierende sowie herausfordernde Interview mit Christian Springer sowie mit den in den Workshops begegneten Promi-Statements diskutierten.

PromisGlauben – das ist Lernen, das in der Auseinandersetzung mit prominenten Sichtweisen dazu inspiriert, sich mit Fragen wie „Was ist mir wirklich wichtig?“, „Wofür stehe ich?“, Welche Werte sind mir wichtig?“ und „Woran glaube ich?“ auseinanderzusetzen und damit einen Prozess zu begehen, der durchs Leben führt.

Anbei ein paar Eindrücke zur Tagung „PromisGlauben – Impulse für biographisches Lernen im Religonsunterricht“: