Christoph Ploß: „Es muss einen Schöpfergott geben, der das alles geschaffen hat“

,

Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der CDU Hamburg Christoph Ploß stellte sich in beeindruckender Weise in einem Interview der Frage, wie man angesichts der Evolutionstheorie noch an Gott glauben könne. Gegenüber einem Moderator, der den Boden der Objektivität verließ und dabei auch noch sehr selbstsicher auftrat, bekannte sich der 37-Jährige zu seinem Glauben an einen Schöpfer.

Wenn aus der Tatsache, dass die Naturwissenschaft die Entwicklung des Universums beschreiben kann, der Rückschluss abgeleitet wird, dass es deshalb keinen Schöpfergott geben könne, entsteht eine Verwirrung hinsichtlich des Erkenntnisbereichs der Naturwissenschaft. So kommt es auf atheistischer Seite mitunter zu Auffassungen, die ähnlich banal sind, wie die Annahme, dass mit der biblischen Schöpfungsgeschichte zum Ausdruck komme, dass die Welt an sechs Tagen entstanden sei.

Der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger, der kürzlich den Physik-Nobelpreis 2022 erhielt (wir berichteten), betonte einmal:

„Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion tritt nur dann auf, wenn eine der beiden Seiten ihre Kompetenz überschreitet.“

Das passiert eben zum einen, wenn man mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel die physikalische Entstehung der Welt erklären möchte. Und zum anderen dann, wenn man mit naturwissenschaftlicher Erkenntnis Rückschlüsse auf Metaphysisches zieht und dies als wissenschaftlich verifizierbare Aussage proklamiert.

Der Astrophysiker und Naturphilosoph Harald Lesch erklärte einmal:

„Auf das Argument Naturwissenschaft und Gottesglaube schlössen sich aus, antworte ich: Mein Freund du hast keine Ahnung von Naturwissenschaft.“

Während nun heutzutage banale Ansichten aus religiösen Kreisen erkannt werden, scheinen banale Ansichten aus atheistischem Milieu mehrheitsfähig zu sein. Dabei wird übersehen, dass Naturwissenschaft und Glauben sich keineswegs ausschließen. Harald Lesch brachte es einmal mit folgenden Worten auf den Punkt:

„Die Naturwissenschaft ist gott-frei, nicht gott-los.“

Dies scheint heute oftmals nicht mehr erkannt zu werden. So berichtete der Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger einmal:

„Ich wurde einmal von einem Journalisten gefragt, ob ich Atheist oder Agnostiker sei. Etwas anderes kam scheinbar gar nicht in Frage. Als Wissenschafter, sagte ich, bin ich Agnostiker, als Mensch – weder, noch!“

Oft wird in diesem Kontext von Vertretern des Atheismus dann noch der Glaube von Naturwissenschaftler Stephen Hawking (1942 – 2018) bemüht, der in seinem letzten Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ jedoch selbst folgendes klarstellte: „Dabei habe ich gar nichts gegen Gott. Auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in meiner Arbeit gehe es darum, die Existenz Gottes zu beweisen oder zu belegen.“ (Mehr dazu gibt’s HIER)

Zur Auffassung, die Wissenschaft würde den Gottesglauben überflüssig machen, erklärte der Philosoph und emeritierte Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Wilhelm Vossenkuhl bei einer Podiumsdiskussion einmal unaufgeregt und treffend:

„Es ist eigentlich sehr erfrischend, wenn jemand mutig etwas sagt, auch wenn es völlig falsch ist.“

 

Ein solch „mutiges“ Auftreten legte nun der Journalist Tilo Jung an den Tag, als er den CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß in einem Interview bei „Jung und Naiv“ hinsichtlich dessen Gottesglauben entgegentrat.

Als es im Rahmen des Interviews zur Gretchenfrage kam, erklärte Christoph Ploß zu seinem Gottesbild, dass er glaube, dass Gott „überirdische Kräfte“ hat und dafür gesorgt habe, „dass wir überhaupt existieren können“. Die mit einem kurzen Lächeln in die Kamera begleitete, direkte Nachfrage des Moderators „Du glaubst an ein Wesen, das übernatürliche Kräfte hat?“ bejahte der evangelisch-lutherische Christ bestimmt und ergänzte, dass er glaube, dass Gott „in gewisser Weise hier auf der Erde wirkt“. Auf eine weitere erstaunte Nachfrage erklärte der Sohn eines promovierten Chemikers, der 2017 selbst mit einer Arbeit über die „New Commonwealth Society“ promovierte:

„Ich glaube anders würden wir hier gar nicht sitzen und es würde viel in der Welt nicht geben. Also es muss einen Schöpfergott geben, der das alles geschaffen hat.“

Darauf fuhr ihn Journalist Jung ins Wort und erklärte, dass diese Ansicht mit der Evolutionstheorie „ausgeräumt“ worden sei und es keinen Gott brauchte. In norddeutscher Gelassenheit entgegnete Ploß, dass er dies nicht glaube. Weiter wies er daraufhin, dass es sich in diesem Bereich um Glauben handelt. Auch mit dieser klaren Aussage, mit der er anzeigte, dass im metaphysischen Bereich keine beweisbare Aussage gemacht werden kann, gab sich sein Gesprächspartner nicht zufrieden. Vielmehr sorgte er im Vossenkuhl’schen Sinne „mutig“ und „erfrischend“ für Verwirrung, als er den Ausführungen von Christoph Ploß mit der Aussage begegnete: „Darwins Evolutionstheorie bezweifelst du nicht?“

Ploß ließ sich durch diese Frage nicht aus der Ruhe bringen und brachte zum Ausdruck, dass für ihn naturwissenschaftliche Erkenntnis und Gottesglaube nicht im Widerspruch stehen. Nüchtern sagte er:

„Ich glaube an Gott.“

„Erfrischend“ in seinem Glaubenssystem feststeckend, dass naturwissenschaftliche Erkenntnis und der Glaube an einen Schöpfer sich entgegenstehen würden, formulierte Moderator Jung tatsächlich die Frage: „Gott hat den Menschen gemacht? Oder sind wir durch Evolution entstanden?“

Ploß antwortete wie folgt direkt auf den ersten Teil der Frage:

„Ich glaube, dass Gott den Menschen gemacht hat.“

Nun wurde es für den Zuhörer, der um die unterschiedlichen Erkenntnisbereiche von Naturwissenschaft und Religion weiß, durchaus erheiternd, als Jung erneut nachbohrte und Ploß mit wissenschaftlicher Theorie konfrontierte. Daraufhin stellte der 37-jährige CDU-Politiker klar:

„Das eine schließt ja das andere nicht unbedingt aus.“

Noch bevor er den Satz beendet hatte, fuhr ihm Jung „mutig“ ins Wort und betonte: „Doch! Klar!“

Nochmals betonte Christoph Ploß, dass Glaube und Naturwissenschaft sich seiner Meinung nach nicht ausschließen müssen. Ganz in diesem Sinne gibt es eben auch hochrangige Naturwissenschaftler, die auch heutzutage an Gott glauben wie etwa: Anton Zeilinger, Harald Lesch, John Lennox, Heino Falcke, Siegfried Scherer oder Francis Collins.

Nun saß aber nicht einer dieser Naturwissenschaftler Herrn Jung gegenüber, sondern der Politiker Dr. phil. Christoph Ploß, so dass der Moderator „mutig“ und munter in gleicher Weise weiter fragte, wie Glauben und naturwissenschaftliche Theorie denn zusammenpassen würden, worauf Ploß antwortete:

„Wieso? Also, ich glaube, dass all das, was wir hier auf der Erde sehen und was mal entstanden ist, von einem Gott geschaffen wurde.“

Er sei damals ja nicht dabei gewesen, sagte er ergänzend (Anmerkung der Redaktion: Tilo Jung im Übrigen auch nicht).

Weiter erklärte Christoph Ploß:

„Dass sich das natürlich dann über viele Stufen entwickelt hat, auch evolutionär entwickelt hat, das ist doch völlig klar. Aber ich glaube schon, dass das Gott geschaffen hat.“

Damit liegt Christoph Ploß auf einer Wellenlänge mit dem US-amerikanischen Genetiker und ehemaligem Direktor der National Institutes of Health Francis Collins, der seit 1993 das Humangenomprojekt leitete, in dem Hunderte von Wissenschaftlern an der vollständigen Entschlüsselung des menschlichen Erbguts arbeiteten. Als ehemaliger Atheist ist Collins heute gläubiger Christ und Verfechter des Konzepts einer theistischen Evolution. Seiner Ansicht nach sind christlicher Glaube und Evolutionstheorie vollständig miteinander vereinbar. Dazu sagte Francis Collins einmal:

„Ich bin Wissenschaftler und gläubiger Christ, und ich sehe keinen Widerspruch in diesen beiden Weltanschauungen.“

Und:

„Gott hat den Prozess der Evolution gewählt, um das Leben hervorzubringen.“

Sein Verständnis von Wissenschaft und Glaube legte Francis Collins im Buch „Gott und die Gene: Ein Naturwissenschaftler begründet seinen Glauben“ dar.

Sein ganzes Leben habe er sich mit Fragen wie „Wie funktioniert Mathematik?“ beschäftigt. Die Frage „Warum funktioniert Mathematik überhaupt?“ führte ihn zu Gott.

Im Mai 2020 wurde Francis Collins von der Zeitung Tagesspiegel als „der wohl mächtigste Wissenschaftler der Welt“ bezeichnet und mit folgenden Worten zitiert:

„Wissenschaft ist wie Gottesdienst.“

Angesichts dessen stellt sich mit Blick auf das Gespräch zwischen Tilo Jung und Christoph Ploß die Frage, wer von beiden in seinem Auftritt wohl tatsächlich die naivere Weltanschauung zugrunde legt. Manchmal ist ein gar zu selbstsicheres Auftreten, wie es Jung an den Tag legte, dann doch eher nur „mutig“ und „erfrischend“.

Quellen: youtube.com, twitter.com, pro-medienmagazin.de, promisglauben.de (1), promisglauben.de (2), promisglauben.de (3), tagesspiegel.de

Anbei der geschilderte Gesprächsauszug zwischen Christoph Ploß und Tilo Jung: 

 

Hier unser Interview mit dem Astrophysiker Harald Lesch zum Erkenntnisbereich von Naturwissenschaft und sein persönliches Christ-Sein: