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Genetiker Hengstschläger sieht keinen Widerspruch zwischen Naturwissenschaft & Glauben

In unseren Breiten herrscht vielfach die Auffassung, dass es einen Widerspruch zwischen dem Glauben an Gott und naturwissenschaftlicher Erkenntnis gäbe. Oftmals wird dann noch der Spruch bedient „Glauben heißt nichts wissen“. Vielleicht liegt darin ja de Grund, dass sich heutzutage, Gott sei Dank, immer mehr Naturwissenschaftler hinsichtlich dieser These positionieren, so wie aktuell der österreichische Genetiker Markus Hengstschläger, der Leiter des Instituts für Medizinische Genetik in Wien ist, im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe 3 / 15. Jänner 2023).

Selbst im letzten Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ von Stephen Hawking, den weltbekannte Atheisten wie der britische Biologe Richard Dawkins („Gotteswahn“) gerne zur Untermauerung ihres Glaubens heranziehen, war folgendes zu lesen: „Dabei habe ich gar nichts gegen Gott. Auf keinen Fall möchte ich den Eindruck erwecken, in meiner Arbeit gehe es darum, die Existenz Gottes zu beweisen oder zu widerlegen.“

Auch andere nicht-gläubige Wissenschaftler stellen klar, dass es keinen Widerspruch zwischen Glauben und Naturwisschenschaft gibt, so etwa der Physik-Nobelpreisträger 2020, Reinhard Genzel (wir berichteten). Im Podcast des Magazins Stern äußerte er sich im Sommer 2021 wie folgt zur Frage, ob er an Gott glaube: „Ich persönlich nicht. Aber ich kenne Nobelpreisträger in der Physik, die durchaus an Gott glauben. Und ich sehe da auch keinen formalen Widerspruch.“

Einer dieser gläubigen Physik-Nobelpreisträger ist der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger, der den Physik-Nobelpreis 2022 erhielt (wir berichteten). Dieser erklärt treffend: „Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion tritt nur dann auf, wenn eine der beiden Seiten ihre Kompetenz überschreitet.“

So wie er bezeichnen sich heute auch viele andere Wissenschaftler als gläubig wie etwa zuletzt die Astrophysiker Heino FalckeHarald Lesch, Gerhard Börner, Ulrich Walter, Wolfgang Schmidt oder die Astronauten Insa Thiele-Eich, Victor Glover, Gerhard Thiele, Jeffrey Williams, Reinhold Ewald  oder die (Bio-)Physiker Alexander Fink, Albrecht Kellner, Markolf Niemz, Ille Gebeshuber, Barbara Drossel, Marcelo Gleiser, Thomas Schimmel oder die Biologen / Chemiker Francis Collins, Siegfried Scherer, Mai Thy Nguyen-Kim, Werner Arber, Karin Öberg oder die Mathematiker John Lennox und Gladys West.

 

Nun gesellt sich auch der österreichische Genetiker Markus Hengstschlager in diese hoffnungsvolle Runde. Im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“, in dem er ausführlich über Gene und Begabung des Menschen spricht, erklärte der 54-Jährige zur Gretchenfrage:

„Ich sehe keinen Widerspruch darin, ein Naturwissenschaftler und gleichzeitig ein gläubiger Mensch zu sein.“

Weiter legte er klar, dass die Bereiche von Wissenschaft und Glauben „klar“ zu trennen sind. Während es in der Wissenschaft „um Fakten“ und „den Versuch der Beweisführung“ gehe, sieht er im menschlichen Leben eine Realität, die davon unabhängig ist, nämliche die existenzielle. Dazu schildert Hengstschläger:

„Aber ein tägliches Leben zu führen ohne zu glauben – Sie können dabei über Religion reden oder auch ganz allgemein über andere Dinge – wäre für mich undenkbar. Wenn meine Frau – auch Biologin – sagt, dass sie mich liebt, dann glaube ich es ihr, wir sind seit fast 30 Jahren ein Paar. Da benötige ich keinerlei Beweise.“

Wie der Astrophysiker Harald Lesch, der einmal sagte: „Die Wissenschaft ist gott-frei, aber nicht gott-los“, betont auch Markus Hengstschläger, dass in seiner wissenschaftlichen Arbeit der Glaube „keinerlei Rolle“ spiele. Gott-los muss der Wissenschaftler deswegen aber nicht sein. Aus der Tatsache, dass Gott kein naturwissenschaftlicher Untersuchungsgegenstand ist, zu schließen, „dass ein Wissenschaftler nicht gläubig sein kann, das hat sich für mich noch nicht erschlossen“, so der österreichische Genetiker.

 

Glauben heißt nicht wissen, so wie Nicht-Glauben eben auch nicht wissen bedeutet. Das versteht derjenige, der Physisches und Meta-Physisches nicht vermischt, weil ihm die jeweiligen Grenzen klar sind.

Wie die Süddeutsche Zeitung kürzlich mitteilte, bekennen sich 84 Prozent der Menschen weltweit zu einer Religion, Tendenz steigend. In dieser Größenordnung bewegte sich das Verhältnis von gläubigen zu nicht-gläubigen Menschen wohl schon immer. Warum sollte das unter Wissenschaftlern anders sein?

Quellen: dersonntag.at, sueddeutsche.de

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Anbei unser Video mit dem Astrophysiker Harald Lesch über Glauben, Wissenschaft und sein Christ-Sein: