Constantin Schreiber begründet Tagesschau-Abschied biblisch
Ein vertrautes Gesicht der ARD-Tagesschau wird bald fehlen: Nachrichten-Sprecher Constantin Schreiber hört auf. Seine Entscheidung begründete der 45-Jährige in einem Insta-Post mit Bezug auf den alttestamentlichen Weisheitslehrer Kohelet.
Zum Abschied von Constantin Schreiber von der Tagesschau teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Mittwoch in Hamburg mit, dass Schreiber am 25. Mai zum letzten Mal die 20-Uhr-Hauptausgabe der Sendung sprechen werde. Er gehe „auf eigenen Wunsch, da er sich künftig anderen Aufgaben widmen will“. Der 45-Jährige erklärte, nach achteinhalb Jahren wolle er künftig wieder stärker inhaltlich journalistisch arbeiten.
Aus seinem Instagram-Account nahm Constantin Schreiber in der Begründung zu seinem Entschluss Bezug auf den berühmten alttestamentlichen Text, der im Kapitel 3 (3,1 – 3,15) im Buch Kohelet überliefert ist. Dort heißt es einleitend: ‚Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit‘.
Mit Blick darauf schreibt der scheidende Tagesschausprecher in einem Insta-Post:
„Alles hat seine Zeit – so steht es schon in der Bibel. Für mich ist es Zeit für Neues, und damit Zeit, Abschied zu nehmen von der Tagesschau.“
Für seine Zeit als Nachrichtensprecher, die ihn „beruflich bereichert habe“, sei er „sehr dankbar“, erklärte Schreiber u.a. weiter.
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Dass der christliche Glaube in seinem Leben nicht unbedeutend ist, brachte Constantin Schreiber in einem Beitrag für die Wochenzeitung Die Zeit (Ausgabe Nr. 14 – 30. März 2023) zum Ausdruck (wir berichteten). In diesem Artikel, in dem er beschrieb, wie man sich gegen schlechte Nachrichten wappnen kann, ging er auch auf die Dimension Glauben ein. Constantin Schreiber berichtete, dass ihn in seinem Leben die Zeit prägte, als er Ende der 1990er Jahre bei einer syrischen Gastfamilie in Damaskus lebte und später als Reporter in ganz Nahost im Einsatz war. Der Journalist teilte mit, dass er insbesondere in dieser Zeit immer wieder „spirituell berührt“ gewesen sei, obgleich er sich selbst nicht als religiös bezeichnen würde.
Bei seiner syrischen Gastfamilie habe er erleben können, wie es ist, wenn „das Leben, der ganze Alltag durchzogen ist vom Gottesglauben“. Dies habe ihn so sehr beeindruckt, dass er an dieser Lebensführung mit teilnahm, was er wie folgt darlegt:
„Jeden Sonntag ging ich mit der Familie in die orthodoxe Kirche, die so ganz anders war als die oft recht nüchternen protestantischen Kirchen Norddeutschlands.“
Die sinnliche Wahrnehmung durch die vielen Ikonen und den Duft des Weihrauchs sprach ihn ebenso an, wie die Tatsache, dass die Kirche mit Menschen aller Altersklassen „immer bis auf den letzten Platz gefüllt“ gewesen sei. Schreiber konstatierte:
„Dieses Christentum hat mir sehr zugesagt, anders als dasjenige in unseren Breiten, das ja immer sehr weltlich daherkommt.“
Dass in der syrisch-orthodoxen Kirche das Transzendente im Mittelpunkt stand, er den Gottesdienst als mystisch und wie „eine Brücke in eine andere Welt“ wahrnahm, komme bei ihm hin und wieder der Gedanke auf, ob er sich in der orthodoxen Kirche „besser aufgehoben fühlen würde als in der protestantischen“, aus der er bereits vor Jahren ausgetreten ist. Von den syrischen Christen habe er zudem gelernt, zu vertrauen und bereit zu sein, Dinge zu akzeptieren, die man selbst nicht ändern kann, ohne dabei zu resignieren.
Über seine Erfahrungen mit der Religiosität der syrischen Christen sprach Constantin Schreiber auch im Interview mit dem Magazin GRANDIOS (Ausgabe 03/22). Dabei berichtete er, dass er es „inspirierend und bereichernd“ empfand die Bedeutung und die Lebensrelevanz des Glaubens dort zu sehen. Er habe in Syrien „eine wesentlich stärkere Spiritualität gespürt als in Deutschland“. Zudem beeindruckte ihn der Kirchenraum der orthodoxen Kirchen sowie „die Ernsthaftigkeit, mit der die Leute ihren Glauben im Alltag leben“. Zu seinem persönlichen Glauben sagte er:
„Mich selbst würde ich eher als ‚Kultur-Christ‘ sehen. Unser Land und unsere Gesellschaft sind vom christlichen Glauben geprägt. Das gilt auch für mich.“
Von sich selber könne er aber nicht behaupten, dass er „besonders religiös“ sei, so Schreiber.
Quellen: instagram.com, fr.de, zeit.de, grandios.online
Hinweis: Der Text des Weisheitslehrers Kohelet hat unzählige Literaten und Musiker inspiriert. Anbei Werke von Künstlern mit Bezug auf Kohelet:
- Der Song „Prädestiniert“ von Bap als Live-Video HIER oder HIER
- Der Song „Alles im Leben hat seine Zeit“ von Peter Maffay im Video HIER
- Der Song „Alles hat seine Zeit“ von Laith Al-Deen
- Der Song „Alles hat seine Zeit“ von den Puhdys