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Dirigent Manfred Honeck: „Ich bin überzeugt, dass Gott eine ganz wichtige Rolle spielt“

Der österreichische Dirigent Manfred Honeck, der aktuell Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leitet, sprach im Interview mit BR-Klassik über die Bedeutung seines Glaubens für seine Dirigenten-Tätigkeit.

Danach gefragt, wie es zusammen passe, dass er als zurückhaltender Mensch mit seinem Glauben in der Öffentlichkeit so offen umgehe, erklärte Manfred Honeck, dass er seine „Glaubensbemühungen nie an die große Glocke gehängt“ habe, sondern immer auf entsprechende Nachfrage reagiert habe. Der 64-Jährige betonte:

„Ich respektiere es natürlich vollkommen, wenn jemand nicht an Gott glaubt oder einen anderen Glauben hat. Aber ich bin einfach persönlich davon überzeugt, dass Gott eine ganz wichtige Rolle spielt.“

Wenn das nicht so wäre, würde er auch nicht beten, fügte Honeck an.

Sein Glaube habe auch Einfluss auf seine Sicht für das Musikmachen, so etwa, wenn er sich „als Dirigent eher zurücknehme und den Komponisten oder die Komposition selber mehr in den Vordergrund stelle“. In seinem Verständnis sei das Werk wichtiger als der Dirigent, erklärte er weiter.

Überhaupt zeigt sich Manfred Honeck im BR-Klassik-Interview als Mensch, dem Werte wie Demut, Besonnenheit und Echtheit wichtig sind. So ist Honeck kein Mensch der lauten Ausdrucksweise und empfindet es dazu als sehr bedeutend, „dass man auch als Dirigent auf dem Podium so spricht, wie man es sonst auch im Leben tut“. Den Rat, sich nicht zu verstellen, gebe er auch an junge Dirigenten weiter. Sein Wertebewusstsein bestimmt auch seine Art zu dirigieren. So sei er in seinem Führen des Orchesters „auf das Miteinander“ und „auf das Verstehen der Musik“ aus. Dazu betont Honeck:

„Meine Werte liegen darin, den Menschen mitzunehmen und zu lieben.“

 

Im Interview mit concerti.de berichtete Manfred Honeck im Mai 2017, dass er vor dem Konzert, in das er gut vorbereitet gehe, immer ein Gebet spricht und dies auch gerne gemeinsam mit seinen Musikern tue. Die Initiative zum gemeinsamen Gebet vor den Konzerten sei von seinen Musikern ausgegangen. Dazu schilderte er:

„Erst waren es drei oder vier, dann standen plötzlich fünfzig Musiker und auch Gäste in meiner Künstlergarderobe, um Worte des Dankes und persönlichen Bittens auszusprechen.“

Diese überkonfessionelle Zusammenkunft sei „immer erhebend“. Diesbezüglich teilte Honeck weiter mit:

„Das Wunderbare dabei ist, dass sich immer verschiedene Konfessionen treffen. Ich habe muslimische Freunde, Musiker jüdischen Glaubens, christliche Glaubensbrüder, Buddhisten. Eine große Familie.“

Zu seiner persönlichen Gebetspraxis ließ Manfred Honeck wissen:

„Ich habe es mir angewöhnt, jeden Tag zu beten. Ich pflege die Beziehung zu einem guten Freund, eben Gott.“

So wie man auch andere gute Freunde täglich anrufe, habe er ebenso „eine Telefonnummer zu Gott“.

 

Über das gemeinsame Gebet mit seinen Musikern und zum Teil auch Gästen sprach Manfred Honeck im Jahr 2019 auch im Interview mit classicpoint.net. Als er im Interview darauf angesprochen wurde, erklärte der Dirigent, dass diese Gebetszusammenkunft ganz natürlich entstanden sei. Dazu betonte er:

„Also ich mach da kein großes Trara draus, weil ich von meiner Haltung her so oder so jeden Tag bete und auch die Beziehung zu Gott suche.“

In seiner Zeit als Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra hätten Musiker ihn bei einer Probe in Pittsburgh gefragt, ob sie mit ihm vor den Konzerten beten könnten. Dies habe dann weitere Kreise gezogen, was Honeck wie folgt schilderte:

„Das ist so schön, weil sich auch Freunde, Leute mit anderem Glauben oder solche, die gar keinen Glauben haben, dazugesellt haben und beten wollten.“

Als besonders berührend ist ihm die Gebetszusammenkunft mit jüdischen Rabbinern nach einem Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh in Erinnerung geblieben sowie das Feiern einer Heiligen Messe mit Musikern des Orchester der Tschechischen Philharmonie. Darauf zurückblickend berichtete Manfred Honeck:

„Das war dann schön, weil dort eigentlich die kulturkommunistischen Gremien gehaust haben. Im selben Haus, wo die Kommunisten waren, haben wir dann eine Messe gefeiert.“

Das Beten vor den Konzerten sei ihm „ein Bedürfnis“ und er sei „erstaunt, wie viele Menschen dieses Bedürfnis teilen, gerade auch in Amerika, um sich vorzubereiten“. Dies sei insbesondere im Sport schon gang und gäbe, fügte Honeck an.

Quelle: br-klassik.de, concerti.de, classicpoint.net