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Harald Krassnitzer: „Ich bin ein gläubiger Agnostiker“

Der österreichische Schauspieler Harald Krassnitzer, der seit 1999 in der Tatort-Reihe als Sonderermittler Moritz Eisner zu sehen ist und 2014 für sein Spiel im Tatort „Angezählt“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, tourt aktuell durch die Adventszeit mit einer musikalischen Weihnachts-Lesung. Diesbezüglich sprach er im Interview mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung über seinen Blick auf Weihnachten.

Der Schauspieler, der in den Jahren 2000 und 2008 als beliebtester Seriendarsteller mit dem österreichischen Filmpreis „Romy“ ausgezeichnet wurde, erklärte gegenüber der Augsburger Allgemeinen, dass er die Weihnachtstage und die Tage ins neue Jahr hinein dann als schöne Zeit empfindet, „wenn man sich dem Trubel und Irrsinn entziehen kann“. Weihnachtsmärkte empfinden er und seine Frau, die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, als „zu stressig“, was Krassnitzer wie folgt begründet:

„Es ist ja immer dasselbe, und es geht meistens darum, dass man dort ja nicht entspannt, sondern nur auf Konsum reduziert wird.“

Früher hätten sie nach schönen Weihnachtsmärkten Ausschau gehalten, um dann festzustellen, dass im Grunde „überall dasselbe“ geboten wird. Heute würden sie in der Adventszeit lieber  entspannt mit ihren Nachbarn beim Glühwein zusammensitzen, schilderte der 65-Jährige weiter.

Zur veränderten Perspektive des Weihnachtsfest – von einem Fest der Besinnung hin zu einem Konsumfest – stellt Harald Krassnitzer fest, dass Weihnachten heute zu einem „Wettlauf“ um das schönste und teuerste Geschenk geworden sei. So würden Aktionen wie der „Black Friday“ nur darauf abzielen, „die Menschen zu noch mehr Konsum zu verführen“. Mit Blick auf den eigentlichen Kern von Weihnachten betont Krassnitzer:

„Wann fangen wir an, wertfrei zu schenken und Dinge zu tun, nicht nur, weil es die Konventionen so vorgeben?“

Dem Konsum zu Weihnachten hätten seine Frau und er sich „komplett“ entzogen. Dies würde „so viel Energie kosten, sodass wir es überhaupt nicht brauchen“, begründete der 65-Jährige. Vielmehr gehe es für ihn darum, mit anderen Menschen Zeit „auf eine gute Art und Weise“ zu verbringen. Dazu sagte er weiter:

„Ich wünsche mir Zeit und Ruhe – denn das muss man sich inzwischen wirklich schwer erkämpfen.“

Danach gefragt, ob er ein gläubiger Mensch sei oder ob das Weihnachtsfest für ihn eine Art Traditionspflege sei, erklärte Harald Krassnitzer zunächst, dass seiner Meinung nach Traditionen, die nicht in die Folklore abgerutscht seien, ihre Berechtigung hätten. Denn sie brächten die Menschen in Verbindung. Zu seinem Glauben fügte er an:

„Insofern könnte man sagen: Ich bin ein gläubiger Agnostiker, der auch manchmal in die Mette geht, weil ihm die Stimmung gefällt.“

 

Dass sein Verhältnis zu Glauben und Kirche ambivalent ist, ließ Harald Krassnitzer in der Vergangenheit in Interviews bereits durchklingen.

Im Jahr 2014 sprach der Schauspieler im Interview mit dem Magazin Chrismon über seine Vorstellung von Gott. Krassnitzer schilderte, dass er katholisch geprägt sei und ihm das seinerzeit vermittelte Bild „des einerseits gütigen, aber auf der anderen Seite strafen­den, strengen“ Gottes „nicht zugänglich“ war. Die Frage nach Gott ließ ihn jedoch nicht los, was er wie folgt zum Ausdruck brachte:

„Die Frage nach Gott gibt uns immer die Möglichkeit, noch einmal eine andere Dimension aufzumachen oder eine andere Antwort zu bekommen.“

Der Grimme-Preisträger merkte an, dass es naturwissenschaftliche Phänomene gebe, die wir nicht wirklich begreifen. Für seine Vorstellung von Gott beschrieb er damals den Blick auf den Menschen als zielführender. Dazu erklärte er:

„Göttliches finde ich eher in den Menschen. Wenn einer plötzlich handelt, wie du es nicht erwartest und du denkst: Wow, was leistet der da!“

Menschen zu sehen, die mit großer Selbstlosigkeit, Mut und „unter Aufgabe von Eitelkeiten und Positionssüchten“ agieren, bewundere er. Weiter sagte Krassnitzer:

„Ob es Momente gibt, in denen ich die Nähe Gottes spüre? ­Die Nähe eines bestimmten Geistes – ja. Eine Haltung. Etwas Schönes oder etwas Gutes – ja.“

Zudem schilderte der Schauspieler, dass er in Momenten der Verzagtheit klagend die Verbindung zu Gott sucht und in der Folge mitunter Erleichterung erfährt. So denke er in schwierigen Lebenssituationen manchmal „Ach, Gott, warum jetzt wieder dieser Mist?!“ und stelle dann mitunter im Nachgang fest, dass anderweitig wieder „eine große Freude“ in sein Leben einkehrte. Sich über kleine Dinge zu freuen und etwas zu empfinden, das darüber hinausweist, befreie ihn und lasse ihn erfahren, „wie sich der Seelenkrampf löst und ich mit einer anderen Energie weitergehen kann“, schilderte Harald Krassnitzer damals weiter.

Auch zu seiner Perspektive auf den Tod äußerte sich der Schauspieler. Dazu erklärte er u.a.:

„Wenn man sehr erfüllt lebt, wenn man ein großes Leben im ­Bewusstsein von Glück und Liebe lebt, dann ist der Tod ungleich leichter. Reue dagegen macht es schwierig.“

 

Bereits im Jahr 2008 sprach Harald Krassnitzer im Interview mit domradio.de über sein Verhältnis zur Kirche, das er als „positiv ambivalent“ bezeichnete. Diesbezüglich erklärte der Schauspieler, dass er zwar selbst aufgrund aufkommender Missbrauchsfälle aus der Kirche ausgetreten ist, dass er aber froh sei, „dass es diese Institution gibt, weil sie nach wie vor – manchmal besser, manchmal schlechter – eine Basis unserer Gesellschaft ist“. Weiter sagte er damals, dass er großen Wert darauf gelegt habe, „dass unser Sohn Leo katholisch erzogen wird“. Dies begründete er damit, dass eine katholische Erziehung „die wesentlichen Handwerkszeuge“ vermittelt, „mit denen man durchs Leben kommt“. Weiter sagte er in diesem Interview aus dem Jahr 2008:

„Die Grundfesten des Katholizismus sind nun mal die Spielregeln, die wir uns in Europa gegeben haben. Das finde ich richtig, das sollte man weiter tragen und praktizieren.“

Von seiner eigenen Prägung im christlichen Glauben seien ihn die Erstkommunion und die Firmung im Gedächtnis geblieben. Habe er es damals eher peinlich gefunden, „so im Mittelpunkt zu stehen“, wurde ihm im Erwachsenalter klar, dass Rituale wichtig sind und dass Kinder in eine Gemeinde aufgenommen werden und dort Verantwortung übernehmen. Dass er damals seinen Sohn Leo zur Erstkommunion ermutigte und mit ihm in dieser Zeit öfter in die Kirche gegangen ist, begründete Harald Krassnitzer wie folgt: „Er wird später immer wissen, wenn es mal zum ‚worst case‘, zur schweren Krise, kommt, da gibt es eine Anlaufstelle.“

Überdies ließ der Schauspieler seinerzeit wissen, dass Prozessionen etwas in ihm anrühren würden und dass er mit einem befreundeten Weihbischof „sehr spannende, kontroverse Diskussionen“ führe.

 

Quellen: augsburger-allgemeine.de, chrismon.de, domradio.de