Klaus Maria Brandauer: „Ich konnte etwas anfangen mit der Geschichte Jesu“
Der österreichische Schauspieler und Golden-Globe-Preisträger Klaus Maria Brandauer, der für seine Rolle im Film „Jenseits von Afrika“ 1986 eine Oscar-Nominierung erhielt, liest aktuell aus den Lebenserinnerungen des spanischen Filmemachers Luis Bunuel. Im Vorfeld seines Auftritts im Münchner Prinzregententheater sprach der 78-Jährige mit der Süddeutschen Zeitung (Ausgabe vom 6. Mai 2022) über diesen Event. Dabei positionierte er sich auch zu seinem Glauben.
Brandauers Begeisterung für Luis Bunuel erwuchs, als er eines Nachts in Bunuels Lebenserinnerung las und auf das Kapitel mit der Überschrift „Ein Atheist von Gottesgnaden“ stieß. Die Reflexion darüber scheint für Brandauer sehr prägend gewesen zu sein. Schon des Öfteren nahm er in der Vergangenheit in Interviews Bezug zu seiner Vorstellung, „Atheist zu sein von Gottes Gnaden“ (wir berichteten).
Im SZ-Interview erklärte der Schauspieler nun, dass er „im Bett laut loslachen“ habe müssen, als er diese „herrliche Zeile“ zum ersten Mal gelesen habe. Dazu sagte er weiter:
„Sind wir nicht alle irgendwie Atheisten, die trotzdem immer noch eine Rückversicherung brauchen?“
Seine Rückversicherung bezieht Brandauer im christlichen Glauben, mit dem er seit Kindestagen groß wurde. Darauf angesprochen, dass er ‚mehr noch‘ sei als ein Atheist von Gottes Gnaden, nämlich ein ‚bekennender Katholik‘, berichtete der 78-Jährige, dass er in seiner Kindheit „mit Leidenschaft“ Ministrant gewesen sei und das als „Überzeugungstäter“. Er sei als Zehn- oder Elfjähriger „aufrichtig beeindruckt vom Geschehen in der Kirche“ gewesen. Zudem erklärte der Schauspieler:
„Ich konnte etwas anfangen mit der Geschichte Jesu.“
Das Erlebte in der Kirche, zu der er von Erwachsenen in seinem Umfeld „liebevoll dahin geführt“ wurde, habe ihn einfach beseelt. Dazu berichtete er:
„Mir hat das damals gefallen, dass Gott Vater seinen Sohn auf die Erde geschickt hat, weil es so schrecklich zugegangen ist hier unten bei uns. Das fand ich gut und auch richtig, eine klare Ansage.“
Brandauer schilderte weiter, dass es ihm leicht gefallen sei zu glauben, weil kein Zwang im Spiel gewesen sei. Kinder interessierten sich „oft auf ganz natürliche Weise und mit großer Neugierde für diese Themen“. Seiner Meinung nach treffe das vermutlich auch auf Erwachsene zu, „dass alles, was wir freiwillig glauben dürfen, auch in die Tiefe geht“. Wichtig seien eigene Erfahrungen im Glauben, die aber mit Druck nicht möglich werden, so der Schauspieler.
Entgegen heute oft anders lautender Stimmen empfindet es Klaus Maria Brandauer für unsere Welt hilfreich, dass es Menschen mit Glauben gibt. Dazu erklärte er:
„Wir brauchen Orientierungspunkte, an denen wir unser Leben ausrichten können. Neben dem Alltag, der organisiert werden will, braucht es auch Sinnstiftung. Fakten sind nicht alles, es kommt auf die Einordnung, den Hintergrund an.“
Als Beispiel nannte der Schauspieler die „zutiefst menschlichen Erklärungen“ seines Vaters, die sein Weltbild geprägt haben.
Im März 2018 äußerte sich Brandauer im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger zur Bedeutung des Aufwachsens im Glauben für sein Leben (wir berichteten). Auf die Frage, welche Rolle Glaube und Religion in seinem Leben spielen, antwortete er:
„Eine sehr wichtige – seit meiner Kindheit, durch Tradition und Frömmigkeit in meinem Heimatdorf, mit Kirchgang, viel Musik natürlich, Gesang – und mit tadellosen Vertretern der Kirche, die uns Kinder sehr – wie soll ich sagen – angenehm begleitet haben. Nicht so doktrinär, sondern mit Wohltätigkeit und allerlei Aufgaben, die sie uns anvertraut haben.“
Im Januar 2021 erklärte Klaus Maria Brandauer im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass ihn existenzielle Fragen wie „Wo kommen wir her? Wer hat uns gemacht? Wo gehen wir hin?“ umtreiben und er sich dabei dem christlichen Glauben verbunden fühlt. Dieser Glaube, mit dem er aufgewachsen ist, gehöre auch heute nach wie vor zu ihm, bekannte der Schauspieler. Dabei fügte er hinzu:
„Es ist aber nicht so, dass ich als Katholik nicht zweifeln, keine Ausflüge machen kann.“
Wie sehr ihn in der Auseinandersetzung mit seinem Glauben der spanische Filmemacher Luis Buñuel „einfach umgehauen“ habe, schilderte Brandauer bereits im Jahr 2013 ausführlich im Interview mit dem Magazin Chrismon. Dabei sagte er zu seinem Glauben u.a.:
„Ich bin in dieses Land, in seine christliche Kultur und Religion hinein geboren worden, und ich nehme das alles an.“
Als reizvoll empfinde er den christlichen Glauben nicht zuletzt deshalb, da in ihm „auch alle anderen Religionen und Weltanschauungen ihren Platz haben dürfen“. Weiter sagte er, dass sein Glaube im Gespräch mit Atheisten auch immer wieder auf die Probe gestellt werde. Dazu betonte er:
„Ich bin gläubig. Dennoch bin ich gefährdet, nicht zu glauben, wenn ich mit besonderen Gescheithosen zusammensitze, mit Intellektuellen und Gebildeten, die überhaupt nichts mit Gott am Hut haben. Dann denke ich: Wie unmodern bin ich eigentlich? Ich habe auch meine Zeiten gehabt, in denen der Zweifel überwog, deshalb bin ich so wahnsinnig gern bei der Kirche.“
Denn sie gebe ihm die Möglichkeit zu zweifeln. Diesbezüglich betonte Brandauer mit Verweis auf die Kapitelüberschrift „Atheist von Gottes Gnaden“ im Buch von Luis Buñuel, dass er in Momenten des Zweifels „so ein Atheist“ sei, „aber eben von Gottes Gnaden“. Weiter sagte er:
„Drum geniere ich mich keine Sekunde zu sagen: Er ist immer da. Ich brauche Ihn. Ich kann das nicht allein, wie soll ich das machen?“
Besonders dankbar ist er für Menschen, die uns ein Beispiel und Vorbild im Glauben sind.
„Dietrich Bonhoeffer ist so einer. Diese Schrecklichkeit, die ihm das Schicksal geschickt hat, und das auch noch in Überzeugung für seinen Glauben! Ich bin so froh, dass wir mit Menschen wie ihm verwandt sind. Die nehmen einem vielleicht auch etwas ab. Man ist vorbereitet auf das, was kommen kann.“
Quellen: Süddeutsche Zeitung (Ausgabe 6. Mai 2022 / R12 Kultur), ksta.de, chrismon.evangelisch.de
Anbei eine Interpretation des christlichen Liedermacher Sigfried Fietz zu den Zeilen „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, die Dietrich Bonhoeffer im KZ getextet hat. Zeilen, die den Schauspieler Klaus Maria Brandauer in seiner Glaubensgewissheit stärken: