Heinrich Bedford-Strohm: „Ich glaube nicht, dass Gott am Bombenknopf drückt“
Der Theologe Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, der von 2014 -2021 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland war, stellte sich am 9. Januar im Presseclub am Münchener Marienplatz Fragen von Journalisten. Dabei äußerte er sich auch zur Ökumene sowie zur Theodizee-Frage und gab Auskunft über sein Gottesbild.
Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der dieses Amt noch bis Oktober 2023 ausübt, wurde kürzlich zum obersten Vertreter des Weltkirchenrats (ÖRK) gewählt, der mehr als 580 Millionen Christen repräsentiert.
Wie die Münchner Abendzeitung berichtet, erklärte Bedford-Strohm im Presseclub, dass seiner Meinung nach der Schwerpunkt der ökumenischen Bemühungen, „nicht mehr in theologischen Lehrgesprächen stattfinden“ sollte, sondern vielmehr in der Begegnung von Menschen, die „gemeinsam Christus in ihrer Mitte spüren und diese geschwisterliche Verbundenheit spüren“. Dazu betonte er:
„Der zentrale Begriff zur Einheit der Kirchen ist die Ökumene der Herzen.“
Dabei gab er zu verstehen, dass er die Hoffnung auf ein gemeinsames Abendmahl evangelischer und katholischer Christen noch nicht aufgegeben hat und dies noch zu seinen Lebzeiten Wirklichkeit werden könnte. Als Perspektive nannte er das Jahr 2030, wenn die „Confessio Augustana“ 500 Jahre alt wird.
Zur Frage, warum Gott Leid zulasse, schilderte der Theologe sein Bild von Gott, der den Menschen frei geschaffen hat. Diesbezüglich erklärte er:
„Ich glaube nicht, dass Gott am Bombenknopf drückt. Ich glaube nicht, dass er Menschen wie ein Marionettenspieler führt, und wir Gott anklagen müssen.“
Die christliche Schöpfungsgeschichte zeige, dass der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist und deshalb „der Mensch nur frei gedacht werden“ könne. Diesen Grundgedanken weiter ausführend sagte er:
„Wenn Gott möchte, dass wir aus Freiheit seinen Geboten folgen, dann richtet sich die Anklage nicht gegen Gott, sondern für mich gegen den Menschen, gegen uns.“
Dabei hat das zutage tretende Leid im Kontext der christlichen Hoffnung nicht das letzte Wort, was Bedford-Strohm wie folgt darlegt:
„Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir nicht auf ein dunkles Loch zugehen, sondern auf einen neuen Himmel und eine neue Erde.“
Am 12. Januar hob der evangelische Landesbischof bei seinem konfessionsübergreifenden Besuch in der Erzbischöflichen Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding dann auch den Beitrag der Kirchen zur Vermittlung von Hoffnung und Reduzierung von Leid hervor. Wie der Münchner Merkur dazu berichtet, erzählte Heinrich Bedford-Strohm von seinem geerdeten Aufwachsen im Allgäu und in Oberfranken. Der Familienurlaub mit seinen vier Geschwistern habe oft darin bestanden, „dass wir zu siebt in einem VW Käfer nach Schweden gereist sind und dort im Wald gezeltet haben“.
Mit Blick auf sein heutiges Tun berichtete der 62-Jährige von seinem festen Glauben, dass eine große Weltkirche zu schaffen sei. Bedford-Strohm beschrieb dabei sein Herzensanliegen u.a. wie folgt:
„Die ökumenische Diskussion wird immer wichtiger. Es gibt auch keinen nur evangelischen Christus.“
Dass heute immer weniger Menschen, Trost und Hoffnung in den Kirchen suchen, sieht er auch in der medialen Berichterstattung begründet. Dazu betonte er:
„Was Kirchen leisten, ist vielen nicht bewusst.“
Dass es „eher die Skandale“ sind, über die öffentlich berichtet wird, und viel zu wenig darüber, was Kirchen täglich leisten, empfindet er als unglücklich.
Quellen: abendzeitung-muenchen.de, katholisch.de, merkur.de
Hinweis: Heinrich Bedford-Strohm schickt regelmäßig über seine Facebook-Seite einen christlichen Morgengruß aus dem Englischen Garten in München, wobei er sich selbst mit dem Handy filmt.
Anbei sein Morgengruß vom 13. Januar 2023: