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Hendrik Wüst: „Wir brauchen echte Seelsorge-Kirchen für die Menschen“

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Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst sprach im Interview mit der BILD-Zeitung über sein Christ-Sein. Dabei betonte er, dass er den Bedeutungsverlust der Kirchen in der Gesellschaft bedauert.

Der 48-Jährige CDU-Politiker wurde im BILD-Interview mit der Aussage konfrontiert, dass gut besuchte Gottesdienste an Heiligabend nicht über die steigenden Austrittszahlen hinwegtäuschen können. Diesbezüglich diagnostizierte Hendrik Wüst, dass die Kirchen im Zuge „der furchtbaren Missbrauchsfälle“ viel Vertrauen in der Bevölkerung verloren haben. Dieser Zustand sollte der Gesellschaft seiner Ansicht nach nicht gleichgültig sein, was der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens damit begründet, dass „die Kirchen in Deutschland eine wichtige Funktion für den Zusammenhalt der Bevölkerung erfüllen“. Weiter betonte er:

„Die Abkehr der Menschen von den Kirchen macht mich als Ministerpräsident betroffen und als Christ traurig.“

Wüst erinnerte daran, dass die Volkskirche für alle „ein gutes Konzept“ sei. Diesbezüglich appellierte der bekennende Katholik:

„Wir brauchen keine Elitekirchen mit abgehobenem Führungspersonal, sondern echte Seelsorge-Kirchen für die Menschen.“

Wüst brachte zum Ausdruck, dass darüber hinaus auch die politische Rede und das Formulieren von Widerspruch „Sinn und Zweck der Kirchen“ sei.

Der Gottesdienstbesuch an Weihnachten gehöre für ihn ganz selbstverständlich zum Weihnachtsfest dazu. Wüst berichtete, dass in seiner Familie der Kindergottesdienst „Pflichtprogramm“ und „das gemeinsame Schmücken des Weihnachtsbaums“ von Bedeutung sei. Überdies teilte der CDU-Politiker mit, dass das gemeinsame Essen über die Weihnachtstage ein fester Bestandteil in seiner Familie ist. Diesbezüglich ließ er wissen, dass er Heiligabend bei seinen Schwiegereltern feiere, wo es Raclette gebe, und dass er am ersten Weihnachtsfeiertag persönlich kocht und der Familie Tafelspitz servieren werde.

 

Bereits im vergangen Jahr betonte Hendrik Wüst zu Weihnachten seine Sorgen vor einer gesellschaftlichen Abkehr von Glauben und Kirche. Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, das am Heiligabend 2022 veröffentlicht wurde, erklärte Wüst:

„Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der Glaube und Kirche keine Rolle spielen.“

 

Wie sehr sein Glauben und christliche Werte sein Handeln prägen, erklärte Hendrik Wüst im Dezember 2021 im Interview mit dem katholischen Magazin Neue Mitte des Bundesverbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV). Das christliche Fundament helfe ihm, „Politik zu machen, die den Menschen mit seinen Bedürfnissen immer wieder in den Mittelpunkt rückt“. Weiter erklärte der Katholik, dass ihm sein Glaube helfe, sich demütig über die eigene Fehlbarkeit bewusst zu sein. Daraus beziehe er den Mut, „Fehler zuzugeben und einzugestehen, dass man seine Position revidieren muss“. Auch seinerzeit betonte der CDU-Politiker mit folgenden Worten die Rolle der Kirche in der Gesellschaft:

„Ich glaube, unsere Gesellschaft profitiert von einer Stimme, die in anderen Horizonten denkt und das Handeln an unverrückbaren, weil unveräußerlichen Positionen, ausrichtet.“

 

Im Frühjahr 2022 erklärte Hendrik Wüst im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), dass er durch die christliche Erziehung in der Kindheit „mit diesem bodenständigen Wertefundament“ aufwuchs und ihm sein Glaube auch im Umgang mit existenziellen Lebenssituationen Orientierung gibt, so etwa als er im Alter von 19 Jahren den Tod seiner Mutter verarbeiten musste. Dazu sagte Wüst:

„In dieser Ausnahmesituation hat mir mein Glaube Halt gegeben.“

Dabei erfuhr er persönlich, was Seelsorger für die Gesellschaft leisten. In der Zeit der Trauer halfen ihm „beeindruckende Geistliche“, die ihm echten Trost vermittelten. Auch aufgrund dieser Erfahrungen ist der Glaube für ihn ein ganz selbstverständlicher Wegbegleiter geworden, was Hendrik Wüst im KNA-Interview wie folgt darlegte:

„Für mich ist der Glaube Teil meines Alltags geworden, nicht frömmelnd, aber irgendwo da.“

Quellen: bild.de, ksta.de, kkv-bund.de, domradio.de