Foto: Department of Defense. Department of the Navy. Naval Photographic Center, JimmyCarterPortrait (cropped), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Jimmy Carter gestorben – Sein Glaube zog sich wie ein roter Faden durch sein Leben

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Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, der von 1977 bis 1981 als 39. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika amtierte, ist am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben. Von regierenden und ehemaligen Staatschefs sowie in der medialen Berichterstattung zu seinem Tod wird die Werteorientierung Carters hervorgehoben, die in seinem christlichen Glauben begründet war. 

Jimmy Carter, der am 1. Oktober 1924 als Sohn einer Krankenschwester und eines Erdnussfarmers in den Südstaaten der USA in Plains (Georgia) geboren wurde, kam aus einfachen Verhältnissen – er wuchs ohne Elektrizität und fließendes Wasser auf der Farm seiner Eltern auf – über Umwege in die Politik. Die BILD berichtet, dass ‚der religiöse Carter, der in seiner Kindheit viel mit schwarzen Nachbarskindern spielte,‘ während der Rassenunruhen von Georgia die Politik entdeckt habe. Er trat den Demokraten bei, wurde 1970 zum Gouverneur von Georgia gewählt und begleitete dieses Amt von 1971 bis 1975. In einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten vom Vietnam-Krieg und der Watergate-Affäre erschüttert waren, setzte sich Jimmy Carter 1977 bei den US-Präsidentschaftswahlen überraschend gegen den Republikaner Gerald Ford durch und wurde der 39. Präsident der USA. Seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) hatte bis Carter kein Südstaatler mehr das Amt inne gehabt. Dieser gelobte bei seinem Amtsantritt:

„Ich werde niemals lügen.“

Seine grundlegende Haltung war es auch, die ihn nachhaltig national und international immer beliebter werden ließ. Als Präsident ließen ihn internationale Ereignisse, für die er nichts konnte, scheitern. So war zum einen nach der Flucht des Schahs die US-Botschaft in Teheran im Iran gestürmt worden und 52 Amerikaner 444 Tage als Geiseln festgehalten worden. Zum anderen lag in seiner Amtszeit die Ölkrise von 1979, infolge derer sich die Benzinpreise in den USA verdoppelten und die Inflationsrate auf 11,5 Prozent anstieg. Bei der US-Präsidentenwahl im Herbst 1980 verlor Carter gegen den Republikaner Ronald Reagan sang- und klanglos und wurde so zum „One-Termer“, womit ein Präsident in Amerika bezeichnet wird, der nicht wiedergewählt wurde.

Dass er selbst nicht sang- und klanglos in Vergessenheit geriet, lag an seiner Haltung, die ihn besonders machte und nachhaltig in Erinnerung bleiben sollte. Der nachhaltige Einsatz für Menschenrechte und den Frieden waren für ihn charakteristisch und zwar während seiner Amtszeit als auch danach. Ein großer Erfolg als US-Präsident war, dass es ihm gelang, nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 endlich Frieden zwischen Israel und Ägypten zu sichern. Am 26. Mai 1979 unterzeichneten Ägypten und Israel den Friedensvertrag.

In der Außenpolitik war Carters Anspruch, sich stärker an Menschenrechten zu orientieren. Diesbezüglich betonte er einmal mit Blick auf Amerika:

„Menschenrechte sind die Seele unserer Außenpolitik, denn Menschenrechte sind die Seele unseres Nationalgefühls.“

Sein Pochen auf die Einhaltung von Menschenrechten zeigte Wirkung. So kamen durch seinen Druck auf Indonesiens Staatspräsidenten Suharto, der das Land von 1967 bis 1998 diktatorisch regierte, fast 30.000 politische Gefangene frei. Zudem hatte Carter in seiner Amtszeit als US-Präsident auch erreicht, dass 118.000 Juden aus der Sowjetunion auswandern konnten.

In der Innenpolitik setzte sich Jimmy Carter für eine Gesundheitsversorgung für alle, gegen Erhöhungen im Militärbudget ein und kritisierte das geltende Steuergesetz als „Wohlfahrtsprogramm für die Reichen“.

 

Nach seiner Amtszeit widmete sich Jimmy Carter wieder verstärkt seiner Farm, schrieb 32 Bücher und baute Häuser für Obdachlose. Hohe internationale Anerkennung erzielte der Demokrat im Ruhestand für seinen Einsatz für Menschenrechte und internationale Hilfsprogramme mit dem 1982 von ihm gegründeten „Carter Center“. Zudem bemühte sich der Ex-Präsident persönlich um Konfliktschlichtung. 2002 bekam er für seine jahrzehntelangen Vermittlungsbemühungen in internationalen Konflikten den Friedensnobelpreis.

Zu seinem 100. Geburtstag am 1. Oktober 2024 würdigten ihn domradio.de und die Rheinische Post als ehrlichen Politiker, der sich ’stets treu geblieben‘ sei und der seine moralischen Werte als Kompass für die Politik verstanden habe. Das Fundament seiner Werteorientierung bildete der christliche Glaube. So titelte domradio.de zu Jimmy Carters 100. Geburtstag mit der Headline „Ehemaliger US-Präsident Carter wird 100 – Religion im Weißen Haus“ und bezeichnete ihn als „Der christliche Erdnussfarmer“, der religiöse Überzeugungen ins Weiße Haus gebracht habe. Die Rheinische Post titelte mit der Schlagzeile Wie ein christlicher Erdnussfarmer Friedensnobelpreisträger wurde“.

In beiden Artikeln wurde berichtet, dass Carters politischer Aufstieg mehr mit seinem Glauben zu tun gehabt habe als allgemein bekannt ist. So habe er bereits im Wahlkampf 1976 bekannt, ein wiedergeborener Christ zu sein, und damit geworben, sich als Präsident am Vorbild Jesu Christi zu orientieren, erklärte Lori Amber Roessner, Journalistik-Professorin an der Universität von Tennessee.

Weiter wurde berichtet, dass Jimmy Carter die in seinem Glauben begründeten Werte als Kompass für die Politik verstanden habe und er dieses Fundament seines Handelns erstmals in einer Grundsatzrede nach seiner Wahl zum US-Präsidenten an der katholischen Universität von Notre Dame am 22. Mai 1977 ausführte. An dieser Orientierung hielt er fest. Im Jahr 2018 schrieb er in seinem Buch „Glaube: Eine Reise für alle„, dass Christen aufgerufen seien, „sich in das Leben der Welt einzumischen“. Er sei davon im Alter mehr als je zuvor überzeugt, fügte Jimmy Carter an.

 

Zu seinem 95. Geburtstag im Jahr 2019 berichtete evangelisch.de über den den Überzeugungen Jimmy Carters zugrundeliegenden Glauben mit der Headline „Prediger, Präsident und Friedensnobelpreisträger“. In diesem Artikel wird der ehemalige US-Präsident als bodenständig, bescheiden und bibelfest beschrieben, den eine Offenheit und barmherzige Haltung in seinem Glaubensverständnis auszeichneten.

Evangelisch.de berichtete, dass die Bibel Jimmy Carter als Orientierung im Privatleben und in der Politik galt. So habe Jimmy Carter mit seiner Ehefrau Rosalynn, mit der er bis zu deren Tod 77 Jahre verheiratet war und vier Kinder hat, im gemeinsamen Heimatort Plains in einem kleinen Haus gewohnt, wozu die Washington Post berichtete, dass das gepanzerte Fahrzeug seiner Leibwächter teurer als Carters Haus sei. Als wichtigstes Prinzip für sein politisches Handeln bezeichnete er das Gebot „Du sollst nicht lügen“ und trat, wie weiter oben bereits geschildert, mit diesem Anspruch als 39. Präsident der Vereinigten Staaten an. Auch der Umgang mit Menschen anderer Meinung und Einstellung zeichnete ihn aus. So war er bis zum Ende seines Lebens ein großer Kritiker des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump. Carter ließ aber wissen, dass er trotzdem regelmäßig für Trump gebetet habe.

In seinem Christ-Sein zeigte sich Jimmy Carter als Mensch, der kirchlichen Streitfragen mit Offenheit und Barmherzigkeit begegnete. Als Laienprediger kritisierte der gläubige Baptist Kirchenleiter, die Frauen und Homosexuelle ausgrenzen. Dass Frauen nicht als Priesterinnen qualifiziert sein sollen, habe seinem Verständnis von Jesu Lehre widersprochen, berichtete evangelisch.de. Im Zuge dessen verließ er die Southern Baptist Convention, weil Frauen seiner Ansicht nach in der konservativen Kirche diskriminiert würden, war bei domradio.de zu lesen. Später setzte sich Jimmy Carter, den Theologen wie Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer, Jürgen Moltmann und Hans Küng prägten, für die Ehe für alle ein. Jesus hätte jede Liebesbeziehung unterstützt, die „ehrlich und aufrichtig“ ist, begründete er dazu gegenüber der „Huffington Post“. In seiner lokalen Gemeinde blieb Jimmy Carter dennoch weiter aktiv. In der kleinen Maranatha Baptist Church leitete der Vater von einer Tochter und drei Söhnen regelmäßig die Sonntagsschule. Bis ins hohe Alter unterrichtete der Baptist an der Sonntagsschule und wirkte federführend bei „Habitat for Humantiy“ mit, das Häuser für Mittellose baut. Als Buchautor von insgesamt 32 Büchern schrieb Jimmy Carter auch über seinen christlichen Glauben.

 

Im Nachruf zum Tod des 100-jährigen Ex-Präsidenten hob die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ die Bedeutung des christlichen Glaubens im Leben von Jimmy Carter hervor. Unter dem Titel „Jimmy Carter, Amerikas Legende“ waren folgende Zeilen über den Verstorbenen zu lesen: ‚Selbst als Präsident erteilte er Bibelunterricht: Jimmy Carter, tiefgläubiger Christ, prägte die USA besonders nach seiner Amtszeit. Nun ist er mit 100 Jahren verstorben.‘

Die Berliner Morgenpost hielt zum Tod Carters fest, dass dieser im Amt „wenig erfolgreich“ gewesen sei, sein Ansehen aber dafür „herausragend“. Dazu wurde wie folgt berichtet: ‚Es sind rare Momente in Amerika, wenn ein Politiker, ganz gleich, ob Demokrat oder Republikaner, inflationär als „gute Seele“, „sehr feiner Mensch“, „Ausbund an Mitmenschlichkeit“ und „Vorbild für uns alle“ beschrieben wird. Für solche Vokabeln ist im vergifteten nationalen Selbstgespräch, in dem Andersdenkenden reflexartig böseste Absichten unterstellt werden, normalerweise kein Platz. Bei Jimmy Carter macht das Land gerade eine Ausnahme.‘

Und in der Tat hoben aktive und ehemalige Spitzenpolitiker rund um den Globus den Charakter von Jimmy Carter als herausragend hervor. Wie Spiegel-Online berichtet, würdigte der noch amtierende US-Präsident Joe Biden den verstorbenen Ex-Präsidenten in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung als „Mann der Prinzipien, des Glaubens und der Bescheidenheit“. Amerika und die Welt hätten „einen außergewöhnlichen Anführer, Staatsmann und Humanisten verloren“, erklärte Biden. Weiter schrieb er: „Wenn jemand danach sucht, was ein Leben voller Sinn und Bedeutung ist – ein gutes Leben – schaut auf Jimmy Carter, einen Mann der Prinzipien, des Glaubens und der Bescheidenheit.“

Auch der frühere demokratische US-Präsident Barack Obama bezeichnete Carter als Vorbild für „Würde und Gerechtigkeit“. Jimmy Carter habe vorgelebt, „was es heißt, ein Leben in Anmut, Würde, Gerechtigkeit und im Dienste“ anderer zu führen, erklärte Obama am Sonntag auf der Social-Media-Plattform X. Weiter teilte er mit, dass er und seine Frau Michelle „unsere Gedanken und Gebete an die Familie Carter und an alle [senden], die diesen bemerkenswerten Mann geliebt und von ihm gelernt haben“.

Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump, den Jimmy Carter des Öfteren kritisierte, würdigte den Ex-Präsidenten. Wie t-online.de berichtet, sprach Trump Carters Familie auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social sein Mitgefühl aus und lobte seinen ehemaligen Amtsvorgänger für seine beharrliche Arbeit, Amerika „zu einem besseren Ort“ zu machen. Dafür gebühre ihm sein größter Respekt, führte Trump fort und hob weiter hervor, dass Jimmy Carter „ein wahrhaft guter Mann“ gewesen sei, der „natürlich sehr vermisst“ werde.

Auch Papst Franziskus würdigte Jimmy Carter. Wie katholisch.de berichtet, hob das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Montag veröffentlichten Beileidstelegramm das von tiefem christlichen Glauben motivierte Engagement des Demokraten für Versöhnung und Frieden zwischen den Völkern, für die Verteidigung der Menschenrechte und das Wohlergehen der Armen und Bedürftigen hervor.

Der Sohn des 39. US-Präsidenten Chip Carter sagte über seinen Vater: „Er war ein Held für jeden, der an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glaubte.“

Bereits im Februar 2023 hatte Jimmy Carter nach mehreren kürzeren Krankenhausaufenthalten sich entschieden, zu Hause im Kreise der Familie auf den Tod zu warten. Wie domradio.de im Oktober 2024 dazu berichtete, erklärte Carter gegenüber einem Reporter, dass er bereit sei und sich nicht fürchte. Für seine Beerdigung hatte Carter damals bereits selbst Vorbereitungen getroffen. So sollte die Trauerrede ein Parteifreund halten, aber einer, der einer anderen Konfession angehört. Diesbezüglich fiel seine Wahl auf den Katholiken Joe Biden, der wie er praktizierender Christ ist (wir berichteten). Biden bestätigte, dass ihn Jimmy Carter darum gebeten habe.

Bereits im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains erklärt, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. Wie dw.com berichtet, sagte er:

„Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen. Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.“

 

Jimmy Carter wird in Erinnerung bleiben als Mensch, dessen Glaube, Gottvertrauen und Werteorientierung sich wie ein roter Faden durch sein Leben zog.

 

Quellen: bild.de, dw.com, domradio.de, rp-online.de, evangelisch.de, jesus.de, die-tagespost.de, morgenpost.de, t-online.de, spiegel.de, katholisch.de