Joachim Herrmann: „Es ist gut, wenn Menschen ihren Glauben leben“
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hielt vor Kurzem auf der Veranstaltung „Recht und Religion“ des Bistums Regensburg eine Rede, in deren Verlauf er ein Bekenntnis zu seinem christlichen Glauben gab. Dabei betonte der 68-Jährige, dass Demokratie Religion brauche und dass es folglich gut ist, wenn sich Deutschland und Bayern zu seinen christlichen Wurzeln bekennt.
Joachim Herrmann berichtete, dass er in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen ist und ihn der klare, katholisch-christliche Kompass seines Vaters, der Professor für Zivilrecht und antike Rechtsgeschichte und auch Generalsekretär der Görres-Gesellschaft war, geprägt habe.
Mit Blick auf die aktuelle Situation, in der die Frage nach Gott nicht mehr bedeutend erscheinen mag, betonte Herrmann:
„Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen aus den Kirchen austreten und glauben, Religion sei überflüssig, halte ich es für dringend nötig, dass wir uns wieder mit religiösen Fragen befassen. Ich bin überzeugt: Demokratie braucht Religion.“
Die Annahme, dass es durch das Ausklammern von religiösen Fragen weniger Konflikte geben würde, ist für Joachim Herrmann ein Trugschluss.
Auch heute sei weltweit zu sehen, dass Religion für politische Zwecke instrumentalisiert werde, so der CSU-Politiker. Die radikale Trennung von Politik und Religion, wie sie etwa in Frankreich nach der Französischen Revolution (1789–1799) vollzogen wurde, habe aber wiederum religiöse Konflikte, etwa mit radikalem Islamismus, nicht gelöst, sondern im Gegenteil verschärft, gab Joachim Herrmann zu bedenken.
Auch die Missachtung von Recht und Menschenwürde und die Perversion von Justiz zu Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland sei ein mahnendes Beispiel dafür, „wie ein Staat ohne moralische Fundamente entarten kann“, führte Bayerns Innenminister weiter aus.
Nach Ende des zweiten Weilkrieges (1939-1945) sei im Zuge der Haltung des „Nie wieder“ klar gewesen, dass der Staat tiefgehende ethische Fundamente brauche. Deshalb heiße es in der Präambel der Bayerischen Verfassung: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen geführt hat…“. Und deshalb beginne auch das Grundgesetz in seiner Präambel mit den Worten: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“, betonte Herrmann und führte mit Blick darauf weiter aus, dass die Bundesrepublik Deutschland in ihrem Selbstverständnis bewusst nicht wie Frankreich den Weg einer rein laizistische Philosophie gegangen sei. Das habe der Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde (1930-2019) präzise beschrieben, als er erklärte, dass der freiheitliche Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann. Zu diesen Voraussetzungen zählten nun eben auch Werte und moralische Überzeugungen, die oft aus der Religion kommen, zeigte sich Joachim Herrmann gewiss und betonte dabei, dass auch Böckenförde selbst einst zu dieser Einsicht gekommen sei.
Mit Blick auf seinen Verantwortungsbereich als bayrischer Staatsminister erklärte der 68-Jährige:
„Es ist gut, dass Bayern sich offen zu seinen christlichen Wurzeln bekennt. Niemand wird gezwungen, aber die Orientierung ist klar.“
So sei auch der bayrische Kreuzerlass aus dem Jahr 2018, nach dem Kreuze in staatlichen Behörden aufzuhängen sind, „ein Zeichen“. In diesem Kontext verwies Joachim Herrmann auch auf die obersten Bildungsziele der Bayerischen Verfassung, die in Artikel 131 BV formuliert sind. Dort wird an erster Stelle der Bildungsziele in bayerischen Schulen die „Ehrfurcht vor Gott und Achtung vor religiöser Überzeugung“ genannt (Hinweis: 2024 veröffentlichten der Allgemeinpädagoge Prof. Dr. Klaus Zierer und sein Mitarbeiter Thomas Gottfried das Buch „Ehrfurcht vor Gott – Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft“ – siehe HIER).
Mit Blick auf dieses oberstes Bildungsziel erklärte Herrmann weiter:
„Religionsfreiheit bedeutet nicht nur, die eigene Religion leben zu dürfen, sondern auch: Respekt vor dem Glauben anderer.“
Ein friedliches Zusammenleben könne nur durch gegenseitige Achtung gelingen. Dies funktioniere eben nicht, „wenn an internationalen Schulen Religion vollständig tabuisiert wird, um Konflikte zu vermeiden“, mahnte der bayerische Innenminister an und ergänzte, dass so ein Vorgehen „nicht zu Frieden, sondern zu Unkenntnis“ führe und einen „Nährboden für Vorurteile“ bereite.
Zudem verwies Joachim Herrmann in diesem Kontext darauf, dass Integration nur durch Dialog gelinge. Dazu betonte er:
„Menschen müssen wissen, was andere glauben. Gerade in Zeiten wachsender religiöser Unkenntnis ist Aufklärung wichtiger denn je.“
Weiter sagte er:
„Es ist gut, wenn Menschen ihren Glauben leben und sich aus dieser Überzeugung in unsere Demokratie einbringen.“
Dies gelte für Menschen aller Religionen „unter der Voraussetzung, dass sie unsere demokratischen Grundwerte anerkennen“, so Herrmann.
Quellen: bistum-regensburg.de, csu-landtag.de
Anbei die gesamte Rede von Joachim Herrmann bei der Tagung „Recht und Religion“ in Regensburg zum Ansehen:
Hinweis:
Eine weiteren beeindruckenden Vortrag bei der Tagung „Recht und Religion“ in Regensburg hielt der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof mit dem Thema „Recht und Religion als Quellen für Frieden, Humanität und Freiheit“.
Anbei der Vortrag von Paul Kirchhof: