Joe Bausch: „Seit meiner Jugend ist der Gott der Bergpredigt tief in mir verwurzelt“

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Der Gefängnisarzt, Schauspieler und Autor Joe Bausch, der einem breiten Publikum durch seine Rolle als Dr. Joseph Roth im Kölner „Tatort“ bekannt wurde, bezog im kürzlich erschienenen Buch „Hat die Rede von Gott noch Zukunft?“ (Echter Verlag) Stellung zu dieser Frage. Bereits in der Vergangenheit sprach der 71-Jährige über seine christliche Prägung.

Joe Bausch ist eine vielseitig begabte Persönlichkeit, deren Leben und Karriere eine außergewöhnliche Mischung aus Medizin, Schauspielerei und Schriftstellerei umfassen. Nach seinem Medizinstudium begann er seine Laufbahn als Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl, wo er über 30 Jahre lang tätig war. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit haben sein Leben und seine berufliche Entwicklung maßgeblich geprägt. Neben seiner Arbeit als Arzt fand Joe Bausch seinen Weg in die Schauspielerei. All seine Erlebnisse in die Abgründe der menschlichen Psyche und der Schattenseite der Gesellschaft, hat er in seinen Büchern verarbeitet und sich zum Besteller-Autor entwickelt, was ihn zu einem gefragten Redner und Autor machte (Quelle: joe-bausch.de).

Wie katholisch.de berichtet, erklärte Joe Bausch im Buch „Hat die Rede von Gott noch Zukunft?“, dass der Glaube an Gott in seinem Leben eine wichtige Rolle spielt. Zu seinem Gottesbild ließ er wissen:

„Seit meiner Jugend ist der Gott der Bergpredigt tief in mir verwurzelt, der christliche Glaube Teil meiner DNA.“

Für seinen Glauben ist auch das Motto des Benediktiner-Ordens „Ora et labora“ (Bete und arbeite) wichtig. Dazu erklärte Bausch, dass das „Labora“ auch sich anstrengen bedeute und er für sich daraus ableite, dass es im Leben darum gehe, nicht nur zu reden, sondern zu machen, was für ihn wiederum ein Glaubensgrundsatz sei.

Über seine christliche Prägung teilte Joe Bausch mit, dass er in seiner Jugend begeisterter Ministrant und Kirchgänger war. Später trat er aber aus der Institution Kirche aus, wobei aber das Kirchengebäude für ihn weiter von Bedeutung geblieben ist. Der 71-Jährige berichtet, dass er nach wie vor „mit Hingabe“ Kirchen besuche und dabei tiefgehende Momente erlebe, was er wie folgt darlegt:

„Ich zünde Kerzen an, spreche Fürbitten für meine Lieben und verweile dort eine gewisse Zeit.“

So seien Kirchen weiterhin seine geistliche Heimat, fügte der Arzt und Schauspieler an.

 

 

Im Mai 2024 erschien sein Buch Verrücktes Blut: Oder: Wie ich wurde, der ich bin“ (ullstein-Verlag), in dem der beliebte TV-Star und Bestsellerautor seine persönliche Geschichte darlegt und sich mit seiner Kindheit und Jugend auf einem Bauernhof im Westerwald in den 1950er Jahren auseinandersetzt, wobei er auch auf die Rolle der Kirche in seinem Leben eingeht. Im Interview zu diesem Buch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtete Joe Bausch, dass seine Kindheit auf einem Bauernhof mit einer gewissen „Gottergebenheit“ verbunden war, was er wie folgt erklärte:

„Auf dem Bauernhof tritt man morgens aus der Haustür und blickt ins Firmament, ob der Himmel hell und blau ist, oder ob Wolken aufkommen. Als Bauer ist man vom Wetter abhängig. Das führt zu einer gewissen Gottergebenheit. Man weiß nie, was kommt. Den Blick des Bauern habe ich behalten.“

Seine Kindheit auf dem Bauernhof schildert Bausch alles andere als rosarot. Dennoch stellt er fest, dass seine Kindheit ihn gelehrt habe, „Verantwortung zu übernehmen“ und auch die Folgen dafür zu übernehmen, wenn er der gestellten Verantwortung nicht gerecht geworden sei. Daraus sei „so eine Art Selbstverpflichtung entstanden, weiterzumachen, immer wieder aufzustehen“, so Bausch. Mit Blick auf seine Oma Anna, die ihn lehrte, dass das Leben „hart genug“ sei und man sich es gerade deshalb schön machen solle, interpretiert Joe Bausch, dass das aber nicht bedeute, „dass man es sich möglichst bequem macht und auf der faulen Haut liegt. Sondern eher, das Leben mit Zuversicht zu betrachten und auch den schwierigen Momenten Paroli zu bieten“.

Dass er heute ein „sehr ausgeprägtes Gewissen“ habe, liege an seiner christlichen Erziehung, stellte Joe Bausch weiter fest. Aus der Kirche sei er nicht ausgetreten, weil er Atheist geworden sei, sondern weil er klar machen wollte, dass der Weg der Kirche nicht mehr sein Weg sei. Auch im KNA-Interview zu seinem Buch Verrücktes Blut: Oder: Wie ich wurde, der ich bin“ schildert Bausch, dass die Kirche als Gebäude, für ihn aber weiterhin ein Ort „der Besinnung, auch ein Nachhausekommen“ ist. Dazu erklärte er:

„Über einen einfachen Zettel an der Tür meiner Heimatkirche im Westerwald, als ich neulich wegen Dreharbeiten mal wieder da war, war ich ganz ergriffen. Darauf stand: ‚Willkommen zu Hause‘.“

 

Im August 2013 ließ Joe Bausch im Interview mit dem Magazin chrismon durchblicken, was ihm an der Institution Kirche besonders stört. Mit Blick auf seine Begeisterung für biblische Geschichten sagte er:

„Als Messdiener habe ich natürlich mit Begeisterung all diese Geschichten gehört. Mit einer Ausnahme – wenn die Geschichten erzählt wurden, wie sich Jesus mit den Pharisäern angelegt hat. Da dachte ich oft: Hier in der Kirche sind gerade eine ganze Menge pharisäerhafte Leute. Warum erkennen die nicht, dass sie selbst damit gemeint sein könnten?“

 

Durch seine Arbeit im Gefängnis und die damit verbundenen Erlebnisse in die Abgründe der menschlichen Psyche und der Schattenseite der Gesellschaft war Joe Bausch stetig mit der Tiefendimension des Menschseins konfrontiert, was er auch in seinen Büchern verarbeitete, zuletzt in seinem Bestseller „Maxima Culpa“.

In der SRF-Sendung „Sternstunden“, in der im Sommer 2024 u.a. die Frage aufgeworfen wurde, welche moralische Relevanz Sünden, Schuld und Vergehen haben, wenn sie keine religiöse, keine endzeitliche Bedeutung mehr haben, sondern säkularisiert sind, brachte Joe Bausch zum Ausdruck, dass ohne das christliche Menschenbild etwas verloren ginge. Das zeigt nachfolgender Kurz-Clip:

HIER

 

Zu seinem Buch „Maxima Culpa“ sprach Joe Bausch im Interview mit Herder Korrespondenz (Heft 1/2023) über Schuld und Reue, Nächsten- und Feindesliebe, Gefängnisseelsorge und die Gewissensfrage. Dabei erklärte der Mediziner, dass es gar nicht so einfach ist, die Frage zu beantworten, ob eine Tat in krankhafter Störung oder in freiem Willen vollzogen wurde. Für ihn sei aber klar, dass ein Verbrechen immer im Kopf beginne, derart, dass der Täter seine Tat „aufgrund einer Abwägung“ vollziehe. Demnach gebe es seiner Meinung nach „den puren Affekttäter“ eigentlich nicht, was er im Herder-Interview ausführlich darlegte. Auch gab er zu bedenken, dass ihm in seiner langen Zeit als Gefängnisarzt noch nie ein Insasse gegenübergesessen habe, der sich bei der Frage, warum er ein Verbrecher geworden sei, auf „eine schwierige Kindheit, ein schlechtes Elternhaus oder ein beschissenes Leben“ berufen habe. Dazu betonte Bausch:

„Bei Verbrechern gibt es jedenfalls die Entscheidung gegen das Gute.“

Auch gab der Gefängnisarzt zu bedenken, dass ihm die christlichen Kategorien von Gewissen und Reue im Gefängnis wenig begegnet seien. Nach der Relevanz einer möglichen Vorstellung einer Gerechtigkeit im Jenseits gefragt, erklärt Joe Bausch:

„Ich habe im Gefängnis keine Gespräche über Gott geführt, aber meine Beobachtungen sagen mir: Die wenigsten Insassen sind gottesfürchtig.“

Das christliche Gebot der Nächstenliebe werde unter Gefangenen vielfach „als Folklore gedeutet“ und viele Insassen seien seiner Erfahrung nach nicht zur Selbstliebe fähig, „weil sie nicht das Gefühl haben, dass sie liebenswert sind“. Die größte Angst bestehe insbesondere für Langzeithäftlinge im Gefühl der Verlassenheit, das entsteht, wenn Angehörige sich nicht mehr melden oder das Gefühl aufkommt, nach der absolvierten Haftstrafe alleine zu sein. Die Vorstellung, alt und krank aus dem Knast herauszukommen und keine Familie oder Freunde an der Seite zu haben, sei für viele Häftlinge „die Hölle“, so der langjährige Gefängnisarzt.

Weiter sprach Joe Bausch über die besondere Rolle der Gefängnisseelsorger. Während er für viele Häftlinge eine Verbindung nach draußen sei, gebe es auch Insassen, „die innere Einkehr und Trost suchen“ und für die der Gottesdienst von Bedeutung ist. Dazu erklärte er:

„Das ist gerade im Gefängnis das Tolle an der Liturgie, dass sie durch das Jahr leitet.“

Insgesamt zeigen die Knast-Erfahrungen, die Bausch im Herder-Interview darlegt, wie „hoch die Ansprüche des Christentums“ und der Gefängnisseelsorge im 21. Jahrhundert geworden sind.

Trotz aller frustrierenden Erlebnisse als Arzt hinter Gittern hält Joe Bausch gegenüber Herder Korrespondenz schlussendlich fest:

„Egal, wie tief ich in das Geschehen eingetaucht bin: Ich bin jemand, der ein positives Menschenbild behalten hat.“

Er habe den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren, fügte er an.

 

Im Interview mit dem Journalisten Hanno Gerwin für dessen Fernsehsendung „Gerwin trifft“ sprach Joe Bausch vor einigen Jahren über sein Gottesbild und die Bedeutung des Christ-Seins in seinem Leben. Dabei berichtete der Arzt, Schauspieler und Buchautor, dass er „aus einer christlichen Tradition“ komme und er sich auch weiterhin als Christ bezeichnen würde. Dazu erklärte er:

„Das heißt, für mich gibt es keine Zweifel an Gott, an einem höheren Wesen, das allem, was wir hier tun, einen gewissen Sinn gibt. Ich brauche auch eine moralische Instanz.“

Der Glaube an Gott und das Christentum habe für ihn auch mit Moral zu tun. So sei Gott für ihn „auch eine moralische Instanz, die mir ja nicht nur sagt, das oder jenes sei gut, oder so sollst du leben. Sie bedeutet auch, dem, der fehlbar war, zu verzeihen“, erklärte Bausch.

Für ihn sei es wichtig seine eigenen Ansprüche auch im Gefängnis auszuhalten. Dazu sagte er:

„Die Latte an Empathie für jeden, christliche Nächstenliebe, das positive Menschenbild (…), das sind beispielsweise christliche Vorstellungen, die ich mit der Muttermilch aufgesogen habe.“

Weiter erklärte er:

„Das moderne Menschenbild des Neuen Testamentes, der Bergpredigt, ist ja das, was uns heute alle bewegt.“

Dieses „humanitäre Menschenbild, was aus dem Christentum heraus gewachsen ist“, auch im Gefängnis zu bewahren beschrieb Joe Bausch als herausfordernd. Das Erleben von menschlichen Abgründen hinter Gittern lässt ihn aber nicht an der Existenz Gottes zweifeln, was der Tatort-Star bei „Gerwin trifft“ wie folgt darlegte:

„Die Gewalt war immer in der Welt. Wenn wir an der Tatsache, dass es Kriege, Gewalt und Mörder gibt, dass furchtbare Sachen passieren und Kindern Furchtbares angetan wird, den Gottesbeweis ableiten wollen, dann liegen wir völlig verkehrt.“

Und weiter:

„Gott ist nicht verantwortlich für das, was in dieser Welt passiert. Wir als Menschen sind verantwortlich dafür.“

Quellen: katholisch.de (1), joe-bausch.de, kirche-und-leben.de, chrismon.de, katholisch.de (2), herder.de, gefaengnisseelsorge.net, youtube.com, gerwintrifft.de