Jürgen Klopp: „Für mich sind Gott und Jesus real“
Im ausführlichen Talk im Podcast ‚The Diary of a CEO‘ mit Steven Bartlett spricht Fußball-Erfolgscoach Jürgen Klopp nicht nur über Fußball, Führung und seine Zeit beim FC Liverpool – sondern auch über seinen persönlichen Glauben.
Bevor der FIFA-Welttrainer der Jahre 2019 und 2020 davon erzählt, erinnert er sich im Interview an seine Mutter Elisabeth, die 2021 verstarb. Mit spürbarer Rührung erzählt er von ihrer Liebe, ihrer Sanftmut und davon, wie sehr sie ihn geprägt hat. Dieses Nachdenken über Vergänglichkeit und Familie leitet ganz natürlich zu dem über, was ihn bis heute trägt – seinem Glauben. Auf die Frage, ob Glaube für ihn immer schon eine Rolle gespielt habe, antwortet Klopp ehrlich:
„Ich würde nicht einmal sagen, dass ich religiös bin. Ich glaube – aber ehrlich gesagt weiß ich gar nicht genau, was ‚religiös‘ eigentlich bedeutet.“
Er erinnert sich an seine Mutter, die jeden Abend vor dem Schlafengehen betete und ihm mit liebevollem Ernst begegnete. Dazu berichtete er, dass sie ihm gegenüber nie wirklich streng sein konnte und als einzige „Drohung“ und „Waffe“ den Verweis darauf gehabt habe, dass sie seine Verfehlungen dem Vater bei dessen Nachhausekommen mitteilen würde.
Klopp beschreibt mit einem Schmunzeln, wie sich seine Beziehung zur Kirche in der Jugend entwickelte:
„Ich bin auch in die Kirche gegangen, eine Zeit lang regelmäßig. Aber dann hatte ich am Sonntagmorgen Spiele. Also dachte ich: ‚Wenn ich in die Kirche gehen muss, kann ich nicht mehr Fußball spielen.‘ Und das hielt genau ein Spiel lang. Danach dachte ich: ‚Gott kann unmöglich so streng sein. Er kann nicht wollen, dass ich aufhöre mit dem, was ich liebe.‘ So kann er nicht sein – und ich bin mir sicher, dass er es auch nicht ist.“
Über das, was Glauben für ihn heute bedeutet, sagt er:
„Für mich bedeutet Glaube: Wir müssen miteinander leben und dürfen nicht denken, das Einzige, was zählt, ist mein eigenes Wohlbefinden. Allein in einer guten Position zu sein, nützt nichts. Natürlich ist es normal, dass jeder versucht, im Leben und im Beruf so weit zu kommen, wie er kann. Aber wichtig ist, dass wir richtig zusammenarbeiten, gut miteinander leben – das ist für mich Glaube.“
Klopp betont, dass sein Verständnis von Religion nichts Dogmatisches hat, sondern sich aus Menschlichkeit und Vernunft speist. Dazu erklärt er:
„Mein Verständnis davon basiert auf diesem Gedanken – und auf gesundem Menschenverstand. Und so glaube ich. Ich finde, das ist das Beste, was man über Religion sagen kann: Wenn sie Menschen an einen guten Ort bringt, ist sie richtig. Wenn sie das nicht tut, dann ist es nicht die richtige Religion für mich.“
Zum Schluss dieses Themenblocks fasst er das, was der Glaube für ihn bedeutet, in einfachen, aber eindeutigen Worten zusammen:
„Wir müssen tolerant sein – wirklich tolerant. Die Welt ist wunderbar, dieser Planet ist großartig. Aber er gehört nicht nur ein paar wenigen – er gehört uns allen. […] Ich weiß nicht, was der richtige Weg ist – ich weiß nur, was mein Weg ist. Und für mich ist das der richtige Weg. Ich habe nie daran gezweifelt. Für mich sind Gott und Jesus real.“
Wie in vielen seiner öffentlichen Auftritte verbindet Jürgen Klopp auch hier Glauben mit Haltung, Verantwortung und Lebensfreude. Sein Bekenntnis ist weder laut noch missionarisch – sondern geprägt von Vertrauen, Gelassenheit und dem Wunsch nach Miteinander.
Anbei das zweieinhalbstündige Podcast-Gespräch von Steven Bartlett mit Jürgen Klopp:



