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Kommunikationsexperte Riccardo Wagner ließ sich taufen: „Ich wollte nie Christ sein“

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Der Kommunikationswissenschaftler und Autor Prof. Dr. Riccardo Wagner, der Leiter der Media School, Studiendekan sowie Professor für Nachhaltiges Management und Kommunikation an der Hochschule Fresenius in Köln ist, wuchs in der ehemaligen DDR ohne Verbindung zu Gott und Kirche auf. Heute ist er gläubiger Christ. Im Himmelklar-Podcast sprach der frischgetaufte Katholik über seinen Weg zum Glauben.

Der Kommunikationsexperte berichtete, dass sein „langer Weg“ zum Glauben vor ungefähr 35 Jahren begonnen und sich in den letzten zehn Jahren intensiviert habe. Ein Grund, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen, lag für Riccardo Wagner darin, dass er nicht verstehen konnte, dass viele intellektuelle Menschen daran glauben. Als er sich auf den Weg machte, sich mit Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Sünde, Erlösung, Gnade, Frohe Botschaft, Jungfrauengeburt, Menschwerdung und Auferstehung zu beschäftigen, ging es ihm dabei nicht darum einen Zugang zum Glauben zu finden. Dazu erklärte er:

„Ich wollte nie Christ sein. Das war nie die Intention dieses Weges.“

Vielmehr wirkte auf ihn die christliche Sprache wie „chinesisch rückwärts“ oder „leere Signifikanten“, mit denen er „einfach nichts anfangen“ konnte. Dass er damit nichts anzufangen wusste und dass er gleichzeitig erkennen musste, dass kluge Menschen damit etwas anfangen konnten, motivierte ihn der Sache auf den Grund zu gehen, was der Hochschullehrer wie folgt beschrieb:

„Mich hat dieser Gedanke immer gefuchst: Wie kann man das glauben?“

Mit der tiefergehenden Beschäftigung mit dem christlichen Glauben trat im Laufe der Zeit eine Veränderung in seinem Denken ein. Zum Resultat dieses Prozesses sagte Riccardo Wagner:

„Ich war irgendwann einfach vom äußersten Zweifeln und Skeptiker sein an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe: Oh, das fühlt sich langsam wahr an, das fühlt sich langsam gut an.“

Zum Perspektivwechsel in seinem Denken kam es durch das Buch „Reifes Leben“ des US-amerikanischen Franziskanerpaters Richard Rohr, das ihm bei einem Besuch eines Franziskanerklosters in der Nähe von Frankfurt in die Hände fiel. Mit dem in diesem Buch beschriebenen Gottesbild sei ihm „das erste Mal so ein kleines Licht“ aufgegangen, schilderte Wagner auf die Lektüre zurückblickend. Ihm sei klar geworden, dass seine ursprüngliche Annahme von Gott „um 180 Grad umgedreht“ war. Weiter erklärte er zu seinem neu gewonnenen Verständnis vom christlichen Gottesbild:

„Als ich dann verstanden habe, dass es eigentlich um Befreiung geht, also um das genaue Gegenteil, waren das dann schon so Momente, wo ich dachte: Das hast du echt nie so gesehen.“

Dies sei der Augenblick gewesen, an dem er merkte, dass er „da was missverstanden“ habe und nun fortan versuchen sollte, „wenigstens mal wirklich zu verstehen, was die da meinen, auch mit diesen ganzen Begriffen“, so Riccardo Wagner.

Daraufhin folgte eine zehnjährige intensive Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben. Mit welcher Hingabe der Universitätsprofessor seinerzeit an die Sache heranging, wird klar wenn er berichtet, dass er „wirklich alles gelesen [habe], was mir so in die Finger kam“, und er „irgendwie gefühlt halb YouTube leer geguckt“ habe, so dass ihm im Rückblick nicht mehr ganz so klar sei, wie er damals nebenbei noch seine Doktorarbeit geschafft habe. Zur Erkenntnis, die er in dieser Zeit machte, ließ Riccardo Wagner wissen:

„Mit dem Verstehen wurde es nicht einfacher. Es wurde teilweise sogar komplexer, aber es fühlte sich immer wahrer und schöner an.“

Trotzdem habe er sich weiterhin dagegen gewehrt, sich auf den Glauben einzulassen. Das änderte sich erst, als er dem Glauben nicht ausschließlich kognitiv begegnete, sondern ihn auch an sein Herz ließ. Seine Herangehensweise an den Glauben sei bis dato „eine rein intellektuelle Übung“ gewesen, bei der Fragen wie „Kann ich das verstehen? Kann ich das erklären? Hätte ich da gute Gegenargumente oder kann ich das mitgehen?“ ihn begleiteten. Irgendwann habe es aber „so ein bisschen den emotionalen Moment“ gegeben, als er seinem zu dem Zeitpunkt zehnjährigen Sohn sein Verständnis des Christentums vermitteln wollte und dabei erklärte:

„Weißt du, dass es eigentlich darum geht, dass Gott dich wollte und Gott dich liebt?“

Zur Wirkung dieser von ihm ausgesprochenen Worte sagte Riccardo Wagner:

„Das war ein ganz emotionaler Moment. Das hat mich sehr berührt. Und das war so ein Moment, wo es sich echt gedreht hat.“

Er sei dann an einen Punkt gelangt, an dem er beschloss, ehrlich zu sich und seinen Gefühlen zu sein und darauf aufbauend zu versuchen, „den Weg immer so ein bisschen nachzugehen und den mitzugehen“. Im Zuge dessen begann er „eine spirituelle Praxis“ in seinen Alltag zu integrieren, indem er häufiger den Gottesdienst besuchte und zu beten begann. Dabei habe er für sich das Rosenkranzgebet entdeckt, das ihm „sehr geholfen“ habe. Zudem habe er für das tägliche Beten und Lesen das „Te Deum“ genutzt. Zu diesem Prozess erklärte der Kommunikationsexperte:

„Dann war irgendwann einfach der Moment, wo dieser 100 Prozent intellektuelle Teil abgesunken ist auf vielleicht 60-70 Prozent. Da dachte ich zu mir, jetzt bist du echt an dem Moment, wo du sagst: Hey, ich bin Christ, ich will glauben und ich glaube das auch tatsächlich. Ich glaube, dass Gott uns gewollt hat und dass Gott jeden von uns liebt. Und ich glaube, dass Gott will, dass wir das beste und befreiteste Leben führen, das wir führen können. Und das fand ich großartig.“

Auf diesem Weg spielt für ihn die katholische Kirche eine Rolle, insbesondere auch, weil ihm das Thema Tradition und Glaube „sehr wichtig“ ist. In Gemeinschaft zu glauben und sich selbst als „aktiver Teil der Kirche“ zu begreifen, beschreibt Riccardo Wagner im Himmelklar-Podcast als bedeutend. Den Glauben daran, „dass Gott uns gewollt hat, uns liebt und auch die Kirche gestiftet hat usw. als Sakrament und die Sakramente auch wahr sind“, schilderte er als mit der Kirche verbunden. Dazu sagte er weiter:

„Wir sind alle eine Gemeinschaft, die diesen Weg geht.“

Zudem gab Riccardo Wagner Auskunft darüber, was ihn am christlichen Glauben im Besonderen anspricht. Der 50-Jährige berichtete, dass er sich zu Beginn seines Weges, auch mit fernöstlichen Religionen wie dem Buddhismus oder dem Taoismus beschäftigte, ohne diese zu praktizieren. Auch wenn er die Auseinandersetzung mit diesen Religionen „philosophisch immer hoch spannend“ gefunden habe und „sehr viele interessante Erkenntnisse“ in diesen Religionen liegen würden, hätten sie ihn „am Ende nie wirklich persönlich abgeholt“, weil ihm „diese Beziehungskomponente“ gefehlt habe. Im Verständnis anderer Religionen wurden ihm letztlich auch das Besondere am christlichen Glauben bewusst, was er wie folgt beschrieb:

„Und das ist das, was mich am Ende vom Christentum sehr überzeugt hat. Diese persönliche Beziehung, dieses Personale, das fand ich sehr überzeugend.“

Diese Überzeugung führte schließlich zum Entschluss, sich katholisch taufen zu lassen. Seine Taufe und der Weg dorthin hätten „echt viel verändert“ in seinem Leben. Mit Blick auf seinen weiteren Weg im Glauben teilte Riccardo Wagner im Himmelklar-Podcast mit:

„Ich bin immer noch sehr stark vom Kopf dabei. Das ist wahrscheinlich jetzt auch die Aufgabe der nächsten Jahre, das Herz wachsen zu lassen.“

 

Auf seiner Webseite gibt Riccardo Wagner unter dem Reiter „Glaube & Sinn“ ein umfassendes Glaubensbekenntnis. Zur Orientierung auf seinem künftigen Glaubensweg lässt er wissen:

„Es ist unsere Aufgabe Teil zu sein und mitzubauen an Gottes Himmelreich auf Erden, in dem wir seine Liebe erwidern und Ja zu ihm und dem Leben sagen, dass er uns allein aus Gnade und Liebe geschenkt hat, denn es gilt, dass der Mensch nicht zu sich selbst, durch das was er tut, sondern durch das was er empfängt (Joseph Ratzinger). D.h. konkret das alle unsere Entscheidungen die Liebe und das Leben erhalten und fördern sollten, das wir zuerst als Geschenk erhalten.“

Quellen: himmelklar.podigee.io, domradio.de, katholisch.de, riccardo-wagner.de

Hinweise:

  • Den Himmelklar-Podcast mit Riccardo Wagner zum Nachhören gibt es:

HIER

  • Ein Bild von der Taufe von Riccardo Wagner und sein persönliches Glaubensbekenntnis gibt es auf seiner Webseite unter folgendem Link:

riccardo-wagner.de