Foto: Markus Kosian

Landeskomitee der Katholiken in Bayern tagte zu den Herausforderungen der KI

, , , ,

PromisGlauben-Initiator Markus Kosian nahm als Mitglied der Katholischen Erziehergemeinschaft Bayern (KEG Bayern) an der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern teil, wo er den KEG-Landesvorsitzenden Martin Goppel vertrat. Die Vollversammlung, die am am Freitag und Samstag, 15. und 16. November, in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) stattfand,  befasste sich unter Beteiligung der KEG Bayern am ersten Tag mit der Zukunft der Kirche und der kirchlichen Verbände. Der zweite Tag stand unter dem Thema „Better than human?“ und beschäftigte sich mit den Herausforderungen, Chancen und Grenzen Künstlicher Intelligenz für Kirche und Gesellschaft. Neben dem Vorsitzenden des Landeskomitees, Joachim Unterländer, MdL a.D. sowie den Vorsitzenden der katholischen Verbände und Räte in Bayern nahmen als Einzelpersönlichkeiten u.a. der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Dr. Reinhard Marx, und der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber, MdEP, teil. Markus Kosian, der selbst Religionslehrer ist, nutzte die Versammlung um für die KEG Bayern und die Zukunft der Kirche mit Ihren Verbände einzutreten.

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern setzt auf Austausch und breiten Dialog mit Politik und Verbänden. So sieht der Vorsitzende der Laienorganisation, Joachim Unterländer, die Zukunft der Kirche im synodalen Miteinander. „Es ist in den örtlichen Kirchen mehr möglich an Beteiligung“, unterstrich Unterländer. Dies immer wieder anzumahnen, sei „eine der zentralen Aufgaben“ gerade der katholischen Laien in den nächsten Jahren. Ebenso müsse die Ökumene weiter ausgebaut werden. In jedem Fall seien die Verbände, wie die KEG Bayern, neben der Rätearbeit „ein Herzstück der katholischen Laienarbeit“, wofür es „zukunftsorientierte Rahmenbedingungen“ brauche. Ebenso müssten sich die katholischen Laien einbringen, „extreme Tendenzen mit Nachdruck zu bekämpfen“. Unterländer betonte: „Rechts- und Linksextremismus dürfen in der katholischen Kirche keinen Platz haben.“ Kirchliches Handeln lasse sich von politischem nicht trennen und umgekehrt. Hier gebe es großen Nachholbedarf. Dazu betonte er:

„Wir müssen alle zusammen politisch sein, gemäß unserer gemeinsamen demokratischen Verpflichtung.“

Weiter zeigte sich Unterländer überzeugt:

„Wenn Kirche eine Zukunft haben will, dann braucht es die Verbände.“

Bei den Verbänden sparen zu wollen, sei dagegen schon quantitativ der „völlig falsche Weg“.

 

Gespräch mit Kardinal Reinhard Marx

Der Erzbischof von München und Freising hob im Gespräch mit den Verbandsvertretern das synodale Miteinander lobend hervor. Wichtig in diesem Prozess sei es, vom Evangelium her zu agieren. Auch in der Gesellschaft, in der Christen immer noch eine große Gemeinschaft sind, sei es bedeutend, dass christliche Gemeinschaften mit einer grundlegenden Überzeugung sichtbar werden. Christen sollten als eine „kreative Gruppe für die Gesellschaft“ wahrgenommen werden, im Zuge derer die Gesellschaft feststellt, dass ohne diese Gruppe etwas in der Gesellschaft fehlt, so Marx.

KEG-Mitglied Markus Kosian betonte in einer Wortmeldung, dass es vor allen anderen Zielen zuvorderst darum ginge, eine neue Begeisterung für den christlichen Glauben zu wecken und dies auf vernunftbegründete Weise zu tun. In seiner Rolle als Religionslehrer stelle er fest, dass die jungen Menschen ein hohes Interesse entwickeln, wenn ihnen der besondere Zugang zu Gott im christlichen Glauben, der personale Zugang, bewusst und klar wird.

 

Predigt in der Messfeier in der Kapelle des Tagungshauses

In der Kapelle des Tagungshauses feierte Kardinal Reinhard Marx mit den Verbandsvertretern ein Heilige Messe. In seiner Predigt dankte er den engagierten Frauen und Männer für ihren Dienst und ermutigte sie mit einigen Impulsen. Mit Blick auf das christliche Menschenbild erklärte der Erzbischof von München und Freising:

„Die Aufklärung beginnt in Europa mit der Verkündigung des Evangeliums.“

Zu den Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und dem Verhältnis von Glaube und Naturwissenschaft betont der Kardinal:

„Das Evangelium hält jedem Denken stand.“

Überhaupt plädierte er für einen vernunftbegründeten Glauben und ermutigte die Verbandsvertreter – auch mit Blick auf die Herausforderung durch die KI – in der Liebe zu bleiben.

 

Impulsvortrag – Prof. Dr. Elisabeth Andre

Der zweite Tagungstag stand unter dem Thema „Better than human? – Chancen und Grenzen Künstlicher Intelligenz für Kirche und Gesellschaft“.

In ihrem Impulsvortrag zeigte Prof. Dr. Elisabeth André, die Lehrstuhlinhaberin für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz an der Universität Augsburg ist, die Entwicklung der KI seit den 1950er Jahren auf. Die Professorin erinnerte an den US-amerikanischen Computerentwickler und Erfinder Douglas Engelbart (1925 – 2013) der bereits im Jahr 1959 erklärte: „Technologie sollte nicht darauf abzielen, den Menschen zu ersetzen, sondern die menschlichen Fähigkeiten zu verstärken.“

Darauf bezugnehmend plädierte Prof. André für eine partnerschaftliche (statt kompetitive) KI im Sinne einer Teamarbeit zwischen Mensch und Maschine. Weiter schilderte sie die Problematik einer zu hohen Skepsis, um KI nutzen zu können, und zu hoher Erwartung an die KI, die zu einem falschen Einsatz führt.

Weiter erklärte die KI-Expertin die Bedeutung sozialer Interaktion bei der Einbettung von KI-Systemen. Neben der Wichtigkeit einer Verständnisvermittlung beim Einsatz von KI plädierte die Lehrstuhlinhaberin an der Uni Augsburg den menschenförderlichen, guten Einsatz von KI-Systemen und betonte dabei die Rolle des Bayerischen Ethikrates.

Als Beispiele der Anwendung von KI gab die Expertin Einblicke in Sprach-Lern-Programme,  virtuelle Job-Interviews sowie virtuelle Gebärdensprache mittels Avataren, Coachings durch simulierte Arzt-Patienten-Gespräche in der Ärzteausbildung und Trainings von Lehrern im Umgang mit schwierigen Schülern.

Darüber hinaus referierte Prof. Andre über den Zusammenhang zwischen sozialen Medien und kognitiven Selektionsverzerrungen und zeigte dabei die Funktionsweise von Algorithmen auf.

Um Täuschung und Manipulation beim Einsatz generativer KI vorzubeugen plädiert die Expertin für die Verwendung eines KI-Akzents, damit Menschen direkt erkennen, dass die Inhalte KI-generiert sind.

Abschließend verwies Prof. Dr. Elisabeth Andre auf Initiativen zu Richtlinien, Transparenzvorschriften und Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, zeigte Kriterien für die menschengerechte Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion auf und plädierte abermals für eine partnerschaftliche statt autonome KI.

 

Podiumsdiskussion

Die sich an den Impulsvortrag von Prof. Dr. Elisabeth André anschließende Podiumsdiskussion, an der neben ihr Pater Alfons Friedrich (Leiter des Pfarrverbandes München-Haidhausen, sowie Werner Reuß (Leiter Programmbereich „Wissen und Bildung“ beim Bayerischen Rundfunk) teilhatten, bildeten den Höhepunkt des Tages. Die Diskussion gab Einblicke, wo wir heute bereits im Alltag von KI tangiert werden und wie der Einsatz von KI ethischen Werten und Normen und unserem Gemeinwohl entsprechen kann. Dabei wurden die Themenfelder „KI und Demokratie“, „KI und Bildung“ sowie „KI und Kirche“ besprochen.

Tiefe Betroffenheit und spürbare Stille war bei den Zuhörerinnen und Zuhörern, die allesamt im christlichen Auferstehungsglauben getragen sind, zu verspüren, als die Diskussion im Themenfeld „KI und Kirche“ auf die Möglichkeit zu sprechen kam, mittels KI in Dialog mit geliebten Verstorben zu treten. Werner Reuß Verwies in diesem Kontext darauf, dass es sich bei diesen Dialogen immer um ein künstliches Festhalten und Erhalten von Vergangenem handelt. Dahinter stehe bei genauer Betrachtung eine extreme Ich-Bezogenheit. Vielmehr gehe es beim Tod eines geliebten Menschen darum, der Trauer zu begegnen und gemeinsam Erlebtes nachzuerleben und nachzufühlen. Dazu erklärte Pater Alfons Friedrich:

„Wir haben mit unserer Trauerkultur und unserem Auferstehungsglauben eine andere Perspektive.“

Zum Tagungsthema verabschiedeten die Verbandsvertreter abschließend eine Stellungnahme, die demnächst veröffentlicht wird.

Anbei ein kleiner Einblick in die Tagung: