Marcel Reif: „Sei a Mensch“

Der Sportkommentator Marcel Reif, dessen Vater als polnischer Jude nur knapp der Deportation durch die Nazis entkam, hielt anlässlich des Jahrestages der Auschwitz-Befreiung der Opfer des Holocaust am 31. Januar 2024 eine ergreifende Rede im Deutschen Bundestag, in der er an die Menschlichkeit appellierte und die Zuschauer – unabhängig von Herkunft, Religion und Weltanschauung – sichtlich tief berührte.

Marcel Reif sprach über seine Familiengeschichte. Der 74 -Jährige schilderte, dass seine Großeltern von den Nazis ermordet wurden und sein Vater als einer der Wenigen der Familie Reif überlebte. Wörtlich sagte der Sportjournalist:

„Ich hatte keine Großeltern, und ich wusste warum. Ein Onkel, eine Tante, eine Cousine waren geblieben, alle anderen ermordet.“

Über das zur Zeit des Holocaust Erlebte sprach Reifs Vater mit ihm jedoch nicht, um seinem Sohn Marcel ein unbeschwertes Leben in Deutschland zu ermöglichen. Dazu betonte Marcel Reif:

„Es durfte nicht sein, dass auch noch seine Kinder von den furchtbaren Schatten heimgesucht und gequält werden, die seine Kindheit und Jugend verdunkelt und zerstört hatten.“

Am Ende seiner bewegenden Rede wählte Marcel Reif folgende Worte, die bis ins Mark berühren:

„Ich erinnere mich täglich mehr daran, wie oft er mir diesen Satz geschenkt hat. Mal als Mahnung, mal als Warnung, als Ratschlag oder auch als Tadel. Drei Worte nur, in dem warmen Jiddisch, das ich so vermisse: ‚Sei a Mensch.’ Sei ein Mensch!“

Er sei stolz, dass er seinen Söhnen und Enkeln, die bei seiner Rede vor Ort waren, „dieses Vermächtnis ihres Groß- und Urgroßvaters offenbar habe weitergeben können“. Abschließend betonte er:

„Und wenn Sie es mir erlauben und wenn Sie mögen, gerade heute aus diesem Anlass und gerade hier in diesem höchsten deutschen Hause, dann lasse ich Ihnen den kleinen und doch so großartigen wundervollen Satz, den mein Vater Leon Reif gesagt hat, hier: ‚Sei a Mensch.’ Sei ein Mensch!“

Quellen: bild.de (1), bild.de (2)

Anbei die ergreifende Rede von Marcel Reif:

 

Vor Marcel Reif hatte die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi, die als Zeitzeugin in Vorträgen und Büchern über ihr Schicksal berichtet, im Bundestag eine ebenso bewegende Rede gehalten: