Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Eröffnung ICE-Instandhaltungswerk Köln-Nippes-9255, cropped, CC BY-SA 4.0

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Kirche ist Kitt für eine Gesellschaft“

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Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst wurde erstmals von Papst Franziskus zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. In seiner Funktion als Ministerpräsident sprach er mit dem Pontifex über die Situation der Kirche in Deutschland, insbesondere in NRW. Als Privatmensch war es für Hendrik Wüst mehr als eine Dienstreise. Der 47-jährige ist bekennender Christ (wir berichteten).

Im Frühjahr 2022 erklärte Hendrik Wüst im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), dass er „überzeugter Christ“ ist und sein Glaube „Basis für grundlegende Entscheidungen“ darstellt. Durch die christliche Erziehung in der Kindheit wuchs er „mit diesem bodenständigen Wertefundament“ auf. Auch im Umgang mit existenziellen Lebenssituationen gibt ihm sein Glaube Orientierung, so etwa als er im Alter von 19 Jahren den Tod seiner Mutter verarbeiten musste. Dazu sagte Wüst:

„In dieser Ausnahmesituation hat mir mein Glaube Halt gegeben.“

Dabei erfuhr er persönlich, was Seelsorger für die Gesellschaft leisten. In der Zeit der Trauer halfen ihm „beeindruckende Geistliche“, die ihm echten Trost vermittelten. Auch aufgrund dieser Erfahrungen ist der Glaube für ihn ein ganz selbstverständlicher Wegbegleiter geworden, was Hendrik Wüst im KNA-Interview wie folgt darlegte:

„Für mich ist der Glaube Teil meines Alltags geworden, nicht frömmelnd, aber irgendwo da.“

 

Im Interview mit domradio.de stand Hendrik Wüst nun Rede und Antwort zu seinem aktuellen Besuch bei Papst Franziskus in Rom. Dabei ließ er erkennen, dass die Begegnung von Ehrfurcht geprägt war. So schilderte der 47-jährige zur Frage nach dem Anlass seines Besuchs, dass man „als katholischer Christ aus dem Münsterland“ zunächst einmal „keinen großen Grund“ brauche. Dazu erklärte er weiter:

„Wenn man beim Heiligen Vater sein kann, dann ist das Grund genug, die Gesprächsmöglichkeit auch anzunehmen.“

Aber selbstverständlich sprach Hendrik Wüst auch in der Funktion als Ministerpräsident mit dem Papst, so etwa über die Situation der Kirche in Deutschland, die ihn als politisch Verantwortlicher sowie als Privatmensch mit Sorge erfüllt. In diesem Kontext gab Wüst zu bedenken, dass Kirche „ein Stück Kitt für eine Gesellschaft“ ist. Weiter betonte er:

„Ich wünsche mir, dass Kirche auch in Zukunft eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft spielt.“

Wüst schilderte, dass viele Menschen aufgrund der Missbrauchsfälle ihr Vertrauen in die Kirche verloren haben, was auch Auswirkungen auf die Nachfrage nach katholischer Jugendarbeit nach sich zieht und zudem dazu führt, „dass einfach sehr viele Menschen der katholischen Kirche den Rücken kehren“. Mit Blick auf diesen Zustand resümierte der CDU-Politiker:

„Das macht was mit der Gesellschaft, wenn die Menschen nicht mehr dabei sind, wenn auch das Engagement unter Umständen nachlässt.“

So verließen mittlerweile auch Menschen die Kirche, die sich vormals in ihr ehrenamtlich einbrachten. Diese Entwicklung bereite ihm „Sorgen mit Blick auf unsere Gesellschaft“, so der nordrhein-westfälische Ministerpräsident.

Quellen: domradio.de (1), domradio.de (2)