Kardinal Marx: „Verschwinden von biblischem Glauben ist gefährlich für Demokratie“

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Die Trennung zwischen Staat und Kirche ist eine Forderung, die heutzutage vielerorts leicht von den Lippen kommt. Auch die Ampel-Regierung, in der viele Kabinettsmitglieder bei ihrem Amtseid auf die Formulierung „So wahr mir Gott helfe“ verzichteten (siehe HIER), hat sich vorgenommen und ist dabei, das Thema Staatsleistung an die Kirchen anzugehen. Seit Regierungsantritt sind Schlagzeilen zur Normalität geworden wie etwa „Ampel-Koalition: Mehr Trennung zwischen Staat und Kirche wagen“ oder „Ampel will jährliche Millionenzahlungen an die Kirchen stoppen“ oder „Die Ampelkoalition und die Kirchen: Eine schwierige Beziehung“.

Nun gibt der Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx zu bedenken, dass die Demokratie kein Selbstläufer ist. Im Rahmen des 60. Andechser Europatages der Paneuropa-Union Deutschland warnte der 70-Jährige am vergangenen Samstag, 14.10.23, vor dem Bedeutungsverlust von Religion in der Gesellschaft. Dabei betonte er:

„Das Verschwinden von Religion und biblischem Glauben ist gefährlich für die Demokratie.“

Weiter erklärte Marx:

„Demokratie setzt Religion voraus. Denn die Grundlage unserer Zivilisation ist die biblische Botschaft, dass alle Menschen gleich an Würde sind.“

Der Münchner Kardinal verwies auf die „befreiende, universalistische Kraft des Evangeliums“ und betonte, dass in diesem Sinne „das Christentum die Religion der Zukunft“ sei.

Wie vaticannews.va berichtet, nahm Kardinal Marx auch Bezug auf die aktuelle Situation im Nahen Osten. Wenn bei den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahost Menschen zu Menschen erster und zweiter Klasse deklariert würden, sei das seiner Meinung nach „das Ende der Zivilisation“. Dabei räumte er ein, dass Religion „nicht immer Teil der Lösung, sondern Teil des Problems“ sei, wenn sie missbräuchlich benutzt werde.

Es sei „blasphemisch, wenn Frauen und Kinder massakriert werden und man dabei ruft: Gott ist groß“. Dazu sagte Marx, dass er hinsichtlich dessen zu wenig Widerspruch „aus der arabischen Welt“ höre. Dies könne man aber erwarten, führte er fort.

 

Bereits im September betonte Kardinal Marx in seiner Rede auf dem diesjährigen Friedenstreffen von Sant’Egidio in Berlin:

„Die Kirche muss auf der Seite der Demokratie stehen.“

Bereits da merkte er an, dass die Demokratie in vielen Teilen der Welt unter Beschuss steht und Religion von verschiedenen Seiten immer wieder instrumentalisiert werde. Auch wenn Demokratie zwar keine Religion sei, könnten aber beide voneinander lernen und hätten gemeinsame Grundsätze. Diesbezüglich erklärte Marx weiter, dass das christliche Menschenbild die Kirche dazu verpflichte, auf der Seite der Demokratie zu stehen. Die Kirche müsse sich immer wieder für die Demokratie einsetzen, so der Geistliche weiter.

 

Die Ansicht von Kardinal Marx, dass Demokratie Religion voraussetzt, teilt der Soziologe Hartmut Rosa, der Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt ist. Im vergangenen Jahr wurde im Kösel-Verlag sein Buch mit dem Titel „Demokratie braucht Religion“ veröffentlicht (wir berichteten).

Quellen: vaticannews.va (1), sonntagsblatt.de, vaticannews.va (2)