Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival Linz, Sophie Rois (2022), cropped, CC BY 2.0

Schauspielerin Sophie Rois: „Meine ganze Seelendynamik ist eine katholische“

Die österreichische Schauspielerin Sophie Rois, die aktuell an der Berliner Volksbühne in Rene Polleschs Stück „Mein Gott, Herr Pfarrer“ zu sehen ist, sprach kürzlich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über ihre katholische Prägung, die bis heute lebensrelevant für sie ist, und ihr ambivalentes Verhältnis zum Glauben an Gott.

Auch wenn Sophie Rois im SZ-Interview eingesteht, dass sie im Glauben ihre Zweifel hat, ist ihr andererseits bewusst, dass sie auch „nicht nicht dran glauben“ könne. Die 62-Jährige berichtete, dass sie in einem Dorf in der Nähe von Linz in Österreich aufwuchs und katholisch erzogen wurde. Diese Prägung, die sie von zu Hause mitbekommen habe, ohne irgendetwas dafür zu tun, ist für sie bis heute lebensrelevant. Die Schauspielerin schilderte, dass es ihr nie in den Sinn gekommen sei, diese Prägung abzulegen. Sie sei getauft und dadurch Christin. Dass dieser Umstand weit mehr ist als eine nüchterne Formalität, zeigt Rois dadurch, wenn sie von der Bedeutung der christlichen Feiertage sowie von Glaubensinhalten für ihr Leben berichtet.

Zur Bedeutung des Kirchenjahres sagte sie:

„Ich begehe die katholischen Feiertage und hole mir am Ostersonntag vor dem Radio stehend die Absolution durch den Papst. Meine ganze Seelendynamik ist eine katholische.“

Insbesondere das Osterfest mit Tod und Auferstehung Jesu hat auf sie eine besondere Wirkung, die sie wie folgt beschreibt:

„Davor geht es tief hinunter, man wird depressiv, es gibt keinen Trost und keine Hoffnung. Und zwei Tage später, ta-dah, geht der Vorhang auf, und das Licht der Auferstehung fällt herein.“

Eine besondere Bedeutung des Pfingstfestes, bei dem die Sendung des Geistes Gottes zu den Jüngern Jesu und seine bleibende Gegenwart in der Kirche gefeiert wird, sieht Sophie Rois darin, dass mit Pfingsten die Verantwortung auf die Menschen übergegangen sei. Dazu interpretiert sie:

„Diese Geschichte beeindruckt mich auch immer, Gott hat sich verabschiedet, und jetzt sind wir in charge.“

 

Auch ihr vermittelte Glaubensinhalte sind heute weiterhin fester Bestandteil in ihrem Denken und Handeln. So berichtet die 62-Jährige etwa, dass sie „einen Begriff von Schuld und Scham“ habe. Dazu erklärt sie weiter:

„Und das ist nichts, wo ich denke, davon müsste ich mich irgendwann mal noch befreien.“

So glaube sie nicht, dass jemand erst dann frei sei, wenn er mit heruntergelassen Hosen durch die Gegend hüpfe. Vielmehr gehöre ihre Nacktheit, in der sie verletzbar sei, in den Bereich der Intimität. Diese Einstellung empfinde sie „nicht als unfrei, sondern als etwas Kostbares, das ich nicht aufgeben möchte“, so die Schauspielerin.

Zudem hat der Begriff von Schuld für Sophie Rois Lebensrelevanz, was sie wie folgt darlegt:

„Es gibt Schuld. Wir können uns schuldig machen. Der Mensch hat ein Bewusstsein für sein Handeln – im besten Fall. Und muss sich dafür verantworten. Es gibt das Böse.“

 

Auch wenn sie die Bibel nur in Bruchstücken kenne, ist sie sich der Bedeutung des Evangeliums für unsere Gesellschaft bewusst. Dazu erklärte die Schauspielerin:

„Als abendländischer Mensch ist man geprägt von 2.000 Jahren Christentum, ob es einem passt oder nicht, ob gläubig oder Atheist.“

Von der Szene am Kreuz, als Jesus Zweifel äußert, zeigt sich Sophie Rois im SZ-Interview beeindruckt.

In seiner Todesstunde äußerte Jesus „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, um dann seine Entscheidung folgen zu lassen: „Vater in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Daraufhin folgte die Auferstehung.

Quelle: sueddeutsche.de