Pater Christoph Kreitmeir: „Dankbarkeit ist DAS Medikament gegen Unzufriedenheit“
In seiner Auslegung zum Sonntagsevangelium (Lk 17, 11-19) am Erntedankfest 2024 beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir den Wert von tief verankerter Dankbarkeit.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:
Es ist noch gar nicht lange her, wo wir in Deutschland den Zorn der Bauern miterleben mussten, denen so manche politische Stellschraube ihr Leben und Arbeiten gehörig erschwerten. Wir erinnern uns wohl alle noch, wie sie mit ihren Landmaschinen Land- und Bundesstraßen sowie Autobahnauf- oder -abfahrten blockierten und für einen gehörigen Wirbel sorgten. Meine Sympathie hatten sie damals und ich wurde wieder einmal nachdenklich darüber, woher unsere Lebensmittel kommen und wer sie produziert.
Leider ist es ja oft erst so, dass wir das Selbstverständliche in unserem Leben und unserem Alltag schätzen und dafür dankbar sind, wenn es gefährdet ist.
Das ist bei unseren Lebensmitteln, bei Serviceleistungen in der Gastronomie oder im Pflegebereich oder vor allem in allen Bereichen unserer Gesundheit so. Auch, wenn alles wirklich teurer geworden ist, wir dürfen uns einer guten, ja teilweise sogar sehr guten Grundversorgung erfreuen und das stimmt mich dankbar.
Danken und Denken gehören zusammen!
Wer nachdenkt wird dankbarer und wer dankbarer ist wird zufriedener. Dankbarkeit ist DAS Medikament gegen Unzufriedenheit.
Wir kennen alle das Sprichwort „Undank ist der Welten Lohn!“ Und es gilt für alle Bereiche des Lebens. Jeder von uns, der schon mal die Bitterkeit dieses Satzes an eigener Haut erfahren hat, weiß, dass Undank sehr verbreitet ist und Dank immer wieder neu eingeübt werden muss und werden darf. Er ist nämlich auch ein Garant von Glücksempfinden.
Jesus erfährt im heutigen Evangelium eine Wirklichkeit, die auch wir in unserem Leben nicht selten erfahren: Man erntet selten Dank, meistens wird Gutes als Selbstverständlichkeit und ohne „Danke-schön“ angenommen und nicht selten wird undankbares Verhalten an den Tag gelegt. Der eine Dankbare, der zu Jesus zurückkam, entstammte sogar einer anderen Glaubensgruppe, nämlich der der Samariter. Auch das ist uns bekannt: Fremde sind uns gegenüber oft dankbarer als die eigene Familie …
Wenn wir als religiöse Menschen den Satz und die Erfahrung „Undank ist der Welten Lohn!“ weiterdenken, dann entsteht der Satz „Dank ist Gottes Lohn!“
Und wir kennen diese Gesetzmäßigkeit eigentlich, denn sie ist in unserem Inneren verborgen und kommt manchmal spontan nach oben an die Oberfläche. Folgende drei Beispiele wollen dies veranschaulichen.
Szene Eins: Zwei Kinder laufen und fangen sich gegenseitig. Auf einmal stolpert das eine über einen Stein und stürzt hin. Das andere hilft ihm auf und fragt, ob es sich verletzt hat. Als das eine verneint, sagt das andere: „Gott-sei-Dank ist dir nichts passiert.“
Szene Zwei: Ein Ehepaar sitzt vor dem Fernseher und hört die Schlagzeilen von Katastrophen aus aller Welt. Meint sie zu ihm: „Gott-sei-Dank müssen wir da nicht leben“ und er bestätigt dies mit einem Nicken.
Szene Drei: Eine Mutter kommt mit einem neugeborenen Kind und trifft ihre Nachbarin, die sich nach der Geburt erkundigt. Die Mutter sagt: „Gott-sei-Dank ist alles gut gegangen und es ist gesund.
Diese aus dem Innern des Menschen herauskommenden Aussagen zeugen davon, dass wir doch nicht so hirnlos durch die Welt laufen, wie der missmutige Zeitgeist es uns weißmachen möchte.
Diese Aussagen belegen auch, dass nicht wenige Menschen sich noch an das Größere und über unserem Leben Seiende, das wir Gott nennen, in besonderen Situationen erinnern.
Ich persönlich lebe immer mehr die Haltung der Dankbarkeit und ich schule mich darin stetig. Ich schütze dadurch meine Seele und verbessere meine emotionale, meine psychische und auch meine körperliche Gesundheit sowie meine sozialen Beziehungen. Mein Wohlbefinden steigt dadurch an, ich habe fast nie wirklich miese Tage und depressive Stimmungen. Angst und Ärger werden weniger, mein Stresslevel sinkt, meine Lebenszufriedenheit steigt und ich bin ausgeglichener und gleichzeitig auch produktiver. Was auch sehr schön ist: Meine Großzügigkeit anderen gegenüber wächst und ich bin auch zu mir selbst freundlicher. Meine dankbare innere Haltung strahlt aus mir heraus und auf andere über und findet noch in jeder Suppe … nicht das Haar, sondern das Fleischklößchen.
Probieren Sie es doch auch aus und üben Sie sich darin: Sie und Ihr Umfeld werden es nicht bereuen. Amen.
Anbei ein das Lied „Danke“ vom Kinderliedermacher Rolf Zuckowski, das die Worte von Pater Kreitmeir zum Erntedankfest 2024 nachklingen lässt: