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Pater Christoph Kreitmeir: „Ewig ist ein Zustand, der uns jetzt schon berührt“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Joh 17, 1-11) betont unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir das Bewusstsein für die Ewigkeit und die christliche Botschaft der Verwandlung.

 

Anbei die Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

„Die Stunde ist gekommen!“, dieser Satz aus dem heutigen Evangelium kommt manchmal und vor allem in ganz besonderen Situationen auch in unserem Leben vor. Es gibt Situationen, wo wir zutiefst verspüren: „Die Stunde ist gekommen“, oder anders gesagt „Es ist so weit“. In solchen Momenten gibt es kein Ausweichen, kein Aufschieben und Beiseiteschauen. Wir können uns dem Ernst der Situation nicht mehr entziehen. Wir sind unmittelbar betroffen.

Lange hat man auf eine Prüfung hin gelernt, nun ist die Stunde gekommen, wo es darauf ankommt, das Gelernte auch anwenden zu können. Monatelang ersehnt die Mutter, der Vater die Geburt des neuen Kindes herbei. Die Stunde der Niederkunft, so sagt es eine schöne alte Formulierung, ist gekommen. Danach ist alles anders.

Die Stunde des Abschiednehmens ist gekommen. Immer wieder müssen und dürfen wir das in unserem Leben einüben bis zu der Stunde, wo wir Abschied nehmen von einem geliebten Menschen, wenn er stirbt. Irgendwann ist dann auch die Stunde gekommen, wo wir selbst sterben werden.

Wenn wir jetzt ein wenig in unserer Erinnerung graben, dann werden ihnen und mir sicherlich einige solche wichtigen Situationen einfallen, wo es soweit war, dass etwas Wichtiges geschah oder die Stunde kam, die alles veränderte.

Im heutigen Evangelium hören wir, wie Jesus von der Stunde spricht, die gekommen ist, die sein Leben beenden wird. Er spricht davon nicht traurig oder wehmütig, Nein, er spricht von seiner Verherrlichung. Das bedeutet, diese Stunde ist der Augenblick, in dem in seinem Leben Gottes Gegenwart, Gottes Barmherzigkeit und Liebe, und auch Gottes Kraft und Allmacht sichtbar werden.

Seine Todesstunde wird zugleich zu seiner Sternstunde.

In seiner Abschiedsrede spricht Jesus von den Menschen, denen er seine Botschaft nicht nur mitgeteilt, sondern ins Herz gelegt hat. Wenn Jesus sagt, dass er Macht über jeden Menschen hat, dann ist damit  nicht eine Macht gemeint, mit der er anderen seinen Willen aufzwingt und sie für seine Zwecke einspannt. Es ist vielmehr eine Macht, der man sich anvertrauen kann, die einen bei der Hand nimmt und weiterführt, eine Macht, welches das Innerste eines Menschen öffnen kann. Es ist der Zugang zum Herzen mit der Absicht, dieses reich zu beschenken.

„Ewiges Leben” nennt Jesus das, was er dem einzelnen geben will.

„Ewiges Leben“ ist heute aber scheinbar nicht mehr gefragt. Eher schon „langes Leben” und „gesundes Leben”. Die meisten meinen, „ewig” habe nur mit dem zu tun, was nach dem Tod kommt, wenn überhaupt. Das ist aber weit weg und darum braucht man sich jetzt nicht zu kümmern. Was für ein Irrtum!

„Ewig ist jetzt!“, so sagt es der weltbekannte Mystiker unserer Zeit, Eckhart Tolle. „Ewig“ ist ein Zustand, der uns jetzt schon berührt.

Jeder von uns kennt Erlebnisse, die von einer solchen Dichte und Faszination sind, dass die Zeit keine Rolle mehr spielt. Es sind die Augenblicke unseres Lebens, wo wir spüren, dass Leben viel viel mehr ist. „Ewig“ hat deshalb mit der Fülle des Lebens im Jetzt zu tun.

Wer von Jesus sich hat im Innersten berühren lassen, der bekommt eine andere Sicht der Dinge.

Wir müssen uns nicht mehr in Rechthaberei, in Streitigkeiten um Vorteile und Positionen verstricken. Wir bekommen einen Weit- und einen Überblick, einen anderen Standpunkt und eine neue Perspektive. Es ist eine Wandlung vom Grund unseres Daseins aus, in den Wurzeln unserer Existenz.

So war es bei Paulus, der in seinen Briefen ausführlich über seinen inneren Weg zu Christus berichtet. Und so war es bei Franziskus, der nur aufgrund des geschenkten, neuen Lebens das Außergewöhnliche tun konnte. Von ihm sagten seine Freunde, dass sein Leben wie der Einzug des Frühlings in die Welt war. Bei uns kann es auch so werden, wenn wir uns aufmachen und uns immer wieder in die Schule Jesu Christi begeben, den Glauben, die Hoffnung und die Liebe einüben, uns von unserem Ego immer wieder entfernen und uns von Jesus und seinem heiligen Geist verwandeln lassen. Dann werden wir nicht nur die besonderen Stunden unseres Lebens erkennen und intensiv leben, sondern unser ganzes Leben mit allen Höhen und Tiefen mehr und mehr im Lichte Jesu Christi sehen lernen.

Eine solche innere Haltung drückt zum Beispiel das Lieblingsgebet von Pater Ruppert Mayer SJ aus:

Herr, wie Du willst, soll mir gescheh’n,
und wie Du willst, so will ich geh’n,
hilf Deinen Willen nur versteh’n

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit,
heut und in alle Ewigkeit

Herr, was Du willst, das nehm‘ ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich Dein eigen bin

Herr, weil Du’s willst, drum ist es gut,
und weil Du’s willst, drum hab‘ ich Mut,
Mein Herz in Deinen Händen ruht!

Amen.

Anbei ein zur Predigt von Pater Christoph Kreitmeir passendes Statement von Pater Anselm Grün zur christlichen Botschaft der Verwandlung: