Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist Flea: „Ich bin ein betender Typ“

Der Rock-Musiker Michael Peter Balzary, der unter dem Künstlernamen Flea als Gründungsmitglied bei der US-amerikanische Funk- und Alternative-Rockband Red Hot Chili Peppers seit 1983 für das Bass-Spiel verantwortlich ist, ging als Atheist in den 1980er Jahren in Kirchen in Süd-L.A. Heute betet der 60-Jährige zu Gott, wie er im Interview mit Los Angeles Times verriet.

Vor dem Interview mit Los Angeles Times bat Flea um eine Moment der Ruhe, um „mein kleines Ritual“ zu machen. Nachdem er seinen Kopf für etwa 20 Sekunden schweigend gesenkt hatte, begann das Interview. Danach gefragt, ob dieses Ritual zu seinem Alltag gehöre, erklärte der Rockmusiker, der heute auch Jazztrompete studiert:

„Ich bin ein betender Typ. Ich bete morgens, wenn ich aufstehe, wenn ich ins Bett gehe, wenn ich esse.“

Auch bei für ihn wichtigen Ereignissen wie etwa Interviews halte er kurz inne, um sich zu fokussieren. Den Adressaten seines Gebets benennt Flea auf Nachfrage ganz klar mit „Gott“. Dazu schilderte er weiter:

„Ich bin in keiner Weise religiös, aber ich glaube irgendwie an Gott.“

Seine Verbindung zu Gott hat auch Auswirkungen auf seine Lebensgestaltung, was der Rock-Musiker wie folgt darlegt:

„Ich versuche, ein Leben zu führen, das meine Vorstellung von dem, was Gott ist, ehrt.“

In seinem Podcast „This Little Light„, in dem er Künstler zu ihren Erfahrungen mit der Musik interviewt, sprach er im April 2023 mit der Punk-Rockerin Patti Smith, für die das Beten ebenfalls von großer Bedeutung ist (wir berichteten), über die Erfahrung, Gott in der Musik zu entdecken. Diesbezüglich ist sich der Red-Hot-Chili-Peppers-Bassist gewiss:

„Musik ist für mich die Stimme Gottes.“

Nachdem er „höchst anti-religiös“ aufgewachsen sei, habe seine Suche nach Gott „in den frühen 90-er Jahren“ begonnen, als er im Alter von Anfang 30 an chronischer Müdigkeit erkrankte, schilderte Flea. Seinen Lebensstil bis dato beschreibt er rückblickend wie folgt:

„Ich war ein drogenabhängiger Verrückter. Ich machte die ganze Nacht Party und spielte den ganzen Tag Basketball. Ich hielt mich für Superman.“

Sein Körper signalisierte ihm aber dann das Gegenteil. Er habe sich mit einem Mal so gefühlt, „als ob die ganze Energie aus meinem Körper gesaugt wurde“. Er habe sich so schlecht gefühlt, dass er glaubte, nicht mehr auf Tour gehen zu können. Zudem sei er von seinen Freunden „abgeschnitten“ gewesen, „weil ich nicht gefeiert habe“, so der Rock-Musiker.

In dieser Zeit stellte er fest, wie sehr er „im Äußeren gefangen“ gewesen sei und begann sich mit existenziellen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Dazu berichtete Flea:

„Ich fing an, über diese Leere nachzudenken, und in diesem Moment machte Gott einfach einen perfekten Sinn.“

Bereits zuvor suchte er einen Bezug zum Glauben, um ein besonderes Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Diesbezüglich teilte der 60-Jährige rückblickend mit:

„In den 80er Jahren ging ich als Atheist in Kirchen in Süd-L.A.“

Dachte er bis dahin, dass Punkrock intensiv sei, lehrte ihn das in der Kirche Erlebte eines besseren. Verglichen mit dem, was in einer lebendigen Glaubensgemeinschaft passiert, empfand er Punkrock nun als weitaus weniger intensiv, schilderte Flea.

 

Bereits 2011 erklärte Flea im Interview mit dem ZEITmagazin:

„Ich möchte frei sein und gleichzeitig mit Gott.“

Auch im Musiker-Fachmagazin „Gitarre & Bass“ war sein Glaube an Gott bereits Thema. Dort wird berichtetet, dass das Meditieren, das Hören auf seine innere Stimme und sein inneres Gleichgewicht Flea geholfen habe, ein besserer Musiker zu werden. Zudem habe das Vater-Sein zu einem Perspektivwechsel in seinem Leben geführt. Das Zusammensein mit seiner Tochter Clara bezeichne er als besondere Lebensqualität. Sie habe bewirkt, dass er sich andere Fragen stellt, wie zum Beispiel: Wieviel Liebe braucht die Welt?

Als wichtigen Grund für seine heutige Sicht aufs Leben beschreibt Flea gegenüber „Gitarre & Bass“ auch die Abkehr von den Drogen. Insbesondere in den 80er Jahren hätten er und seine Bandkollegen exzessive Erfahrungen mit Alkohol und anderen Drogen gemacht. Als ihr ehemaliger Gitarrist Hillel Slovak 1988 an einer Überdosis Heroin starb, seien sie „schlagartig aufgewacht“. Dazu erklärte Flea rückblickend:

„Wir haben in drastischer Form erlebt, wohin unser Lebenswandel führt, und das war wie eine kalte Dusche, die gerade rechtzeitig kam.“

Nachdem sie es mit dem Drogenkonsum „irgendwann ziemlich übertrieben“ hatten, hätten sie „dann so gerade noch den Absprung geschafft“, worüber er „wirklich sehr froh“ sei. So gehen die Red Hot Chili Peppers heutzutage ihre Konzerte in anderer Weise an, was Flea wie folgt darlegt:

„Heute nehmen wir nach einem Konzert höchstens noch einen kurzen Drink und halten einen kleinen Plausch. Aber mehr läuft nicht. Wir bemühen uns, genug Schlaf zu bekommen und uns so gesund wie möglich zu ernähren – viel frisches Obst, viel Wasser, wenig Fett.“

Dies hat Auswirkungen nicht nur auf seine Fitness, sondern auch auf darauf, die Tiefendimension des Lebens wahrzunehmen. So schilderte der Bassist sein Erleben der Musik wie folgt:

„Ich bin mit der universalen Energie verbunden. Ich spiele live, weil ich einen höheren Zweck verfolge. Ich gebe Gottes Energie an das Publikum weiter. Denn das ist es, was durch meinen Körper fließt – reine Energie!“

Quellen: latimes.com, christianpost.com, jesus.ch, zeit.de, gitarrebass.de, udiscover-music.de

Anbei der Red-Hot-Chili-Peppers-Hit „Snow (Hey Oh)“ mit intensiver Bass-Line von Flea: