István Szabó: „Ich interessiere mich für die Leerstellen, die in jedem Menschen zu finden sind“

Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 stattfand und eine starke ökumenische Bewegung mit sich brachte, wurde 1973 am Filmfestival in Locarno der Ökumenische Preis ins Leben gerufen. Beim diesjährigen Filmfestival hat die ökumenische Jury den Ehrenpreis an den ungarischen Filmregisseur und Oscar-Preisträger István Szabó verliehen. Im Interview zu diesem Filmpreis äußerte sich der 85-Jährige auch zu seinem Glauben.

In dem Interview, das auf kath.ch veröffentlicht ist, berichtete István Szabó, dass bei seinem Aufwachsen in der Kindheit Religion „keine große Rolle gespielt“ habe. Seine Familie, die jüdischer Abstammung war, sei irgendwann zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg zum Katholizismus konvertiert und er selbst sei schon „von Geburt an römisch-katholisch“. Die Grundschule, die er in Budapest besuchte, wurde von römisch-katholischen Nonnen geführt und heißt heute Patrona Hungariae. Seine frühen Kindheitsjahre verbrachte István Szabó – zur Zeit des Nationalsozialismus – versteckt in einem christlich geführten Waisenhaus.

In seinem Film „Abschlussbericht“ aus dem Jahr 2020 ist das Thema Religion von Bedeutung. Zu seiner Sicht zum Glauben erklärte der oscarprämierte Filmregisseur:

„Ich denke, man kann sich den Glauben nicht aussuchen, nur die Religion. Entweder man ist gläubig oder man ist es nicht. Gott ist derselbe – ob man seine Abwesenheit spürt oder ihn wie die Liebe zum Leben benötigt.“

Rituale und Ikonographien, die Religionen bieten, empfindet er als „schön und ehrenwert“ und erkennt, dass diese den Menschen helfen, „tiefer in uns selbst und in die Begegnungen mit anderen zu gehen“. Im Gebet sieht er eine „Konfrontation mit sich selbst“, um aus diesem Zwiegespräch, „sich der eigenen Angst zu stellen“, den Mangel an Sicherheit auszugleichen und sich an etwas zu orientieren, „auf das man sich verlassen kann“.

Danach gefragt, wie er dem Thema Religion gegenüberstehe, erklärt István Szabó:

„Ich interessiere mich für die Leerstellen, die in jedem Menschen – auch in mir – zu finden sind. Mich bewegt der Glaube und weniger die Religion.“

Der Glaube sei für ihn immer auch mit Suchen, Zweifeln und Fragen verbunden. Als „das Schöne“ an der ökumenischen Bewegung empfindet er, dass sie die „Gemeinschaft der Religionen“ und nicht ihre Trennung im Blick habe. Ihn beschäftige, „was wir gemeinsam haben“, betont Szabó. 

Quellen: kath.ch, reformiert.info