Schauspieler Lars Eidinger: „Es ist zu einfach zu sagen: Ich glaube nicht“

Der Schauspieler Lars Eidinger steht aktuell bei den Salzburger Festspielen als „Jedermann“-Darsteller auf der Bühne. Beim Künstlergespräch im Rahmen der „Salzburger Hochschulwoche“ hob der 46-Jährige die Relevanz des Glaubens im menschlichen Leben hervor.

 

Mit freundlicher Genehmigung von Kathpress – www.kathpress.at – veröffentlichen wir hier den Artikel zum Künstlergespräch, der unter der Rubrik „Kultur“ bei Kathpress erschienen ist:

 

„Jedermann“ Eidinger: Nicht vorschnell sagen „Ich glaube nicht“

 

Lars Eidinger bei Künstlergespräch im Rahmen der „Salzburger Hochschulwochen“: „Jedermann“ ist bleibend aktuelles Stück – „Ich habe den Glauben an den Menschen verloren und empfinde die Zeiten als dystopisch“

 

Salzburg, 03.08.2022 (KAP) Der aktuelle „Jedermann“-Darsteller Lars Eidinger hat die bleibende Aktualität des „Jedermann“ betont: Die Fragen, die in dem Stück aufgeworfen werden, seien nicht erledigt. Auch solle man es sich nicht zu leicht machen mit der Frage nach dem Gottesglauben. Er persönlich sei zwar aus der Kirche ausgetreten, aber der „Jedermann“ konfrontiere den Menschen existenziell mit der Gottesfrage.

„Es ist zu einfach zu sagen: Ich glaube nicht“, sagte der Schauspieler bei einem Künstlergespräch im Rahmen der heurigen „Salzburger Hochschulwochen“ am Mittwoch in Salzburg.

Ihn fasziniere in dem Zusammenhang ein Satz des deutschen Schriftstellers Simon Strauß, der gesagt habe, es verbiete sich für einen Intellektuellen, nicht an Gott zu glauben.

Religion sei tief im Menschen verwurzelt und hänge eng mit der Frage zusammen, „wer wir eigentlich sind“, bekannte der Schauspieler.

Die Aktualität des „Jedermann“ zeige sich darüber hinaus auch in jenem Spiegel, der der Gesellschaft vorgehalten wird. Er spiele den „Jedermann“ jedoch nicht, um andere zu belehren oder Botschaften zu formulieren. „Der Jedermann ist eine allegorische Figur, mit der Jedermann gemeint ist.“

Der Tod ängstige ihn nicht, so Eidinger weiter. Ein ewiges Leben bzw. Unsterblichkeit erscheinen dem Schauspieler daher auch als nicht erstrebenswert: „Ich finde das menschliche Dasein ziemlich erbärmlich, klein und traurig, und ich wundere mich, dass sich Menschen so krampfhaft ans Leben klammern“. Er habe entsprechend auch keine Hoffnungen im Blick auf eine gesellschaftliche Veränderung durch seine eigene Generation: „Ich habe den Glauben an den Menschen verloren und empfinde die Zeiten als dystopisch.“

Moderiert wurde das Gespräch von der Hamburger Kulturmanagerin und Kuratorin Tina Heine. (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)

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