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Eugen Drewermann und Papst Franziskus vermitteln tragfähiges Gottesbild

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In der Talk-Sendung „Die Blaue Couch“ beim Radiosender „Bayern 1“ sagte zu Beginn dieser Woche der Fußball-Funktionär Uli Hoeneß, dass er den lieben Gott gerne fragen würde, „warum er in Afrika oder Asien so viel Hunger zulässt“. Der Comedian Markus-Maria Profitlich erklärte diese Woche im Interview mit dem Kölner Express, dass ihm sein Glaube im Umgang mit seiner fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung Kraft gebe (wir berichteten). Dabei frage er sich nicht „Warum passiert mir das, lieber Gott?“, sondern „Warum soll es mir nicht passieren?“. Orientierung geben ihm Erfahrungen, die in der Bibel geschildert sind, so dass er mit Blick auf das Diesseits festhält: „Ich habe eine spannende Zeit mit Gott.“ 

Die Statements von Uli Hoeneß und Markus Maria Profitlich betreffen das zugrundeliegende Gottesbild. Eine spannende Thematik für jeden Religionsunterricht! Gerade im Umgang mit Leid greifen oft einfache Antworten nicht. Ein tragfähiges Gottesbild vermittelten in der vergangenen Woche an unterschiedlichen Stellen der Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller Eugen Drewermann sowie Papst Franziskus.

 

Bei einem Gesprächsabend mit dem Essener Generalvikar Klaus Pfeffer in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ betonte Eugen Drewermann, dass Gott uns hilft unser Leben zu bestehen. Dabei kritisierte er, dass die Kirchen es heute nicht mehr schafften, die Frohe Botschaft so zu vermitteln, dass Menschen heute wie zur Zeit Jesu erkennen, „dass das Neue Testament etwas zu sagen hat, das unser Leben entscheidend von Angst in Vertrauen, von Verzweiflung in Hoffnung, von Aggression in Güte verwandeln könnte“.

Dabei sei Gott kein Wunscherfüller, der wie ein Automat funktioniert, wenn man im übertragenen Sinne nur genug Gebete eingibt. Das mit dem zugrundeliegenden Gottesbild verbundene Verständnis des Gebetes beschreibt Drewermann anders. So war das ihm in der Kindheit mit dem Gebet „Wo ich gehe, wo ich stehe, bist du, oh Gott, bei mir“ vermittelte Gottesbild ein Schlüssel zur Maxime seines Glaubens. Dazu betonte der 80-Jährige Theologe:

„Gott bewahrt uns vor gar nichts. Aber er hilft uns, all das, was uns im Leben widerfährt, durchzustehen.“

Auch Jesus habe am Abend seiner Verhaftung in Getsemani Gott angefleht, ihm den Kelch des „grausamen Todes am Kreuz“ zu ersparen. Dazu erklärt Drewerman:

„,Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe`, sagt Jesus am Schluss. Gott erhört ihn, indem er alles geschehen lässt.“

Und weiter:

„Er [Gott] schickt Jesus aber einen Engel, um ihn zu stärken und es durchzustehen.“

Das Vertrauen und der Glaube an den liebenden Gott habe Jesus alles ertragen lassen, so Drewermann.

 

Papst Franziskus erklärte am vergangenen Sonntag in seiner Predigt bei der großen Freiluftmesse auf dem Heldenplatz in Budapest, was geschehen müsse, um von der „Bewunderung Jesu“ zur „Nachahmung Jesu“ zu gelangen. Dabei sprach er auch von der Identität Jesu, die sich im Leiden am Kreuz entfaltet. Dazu betonte der Papst:

„Angesichts dieser erschütternden Verkündigung Jesu könnten auch wir bestürzt zurückbleiben. Auch wir würden lieber einen mächtigen Messias haben als einen gekreuzigten Knecht.“

In der sonntägliche Feier der Eucharistie (Abendmahl) erinnerten sich Christen daran, wer Gott ist. Dies geschehe nicht in Worten, „sondern konkret, indem sie [die Eucharistie] uns Gott als gebrochenes Brot, als gekreuzigte und dargebrachte Liebe zeigt“. So werde Christen die Tatsache bewusst, dass Gott sich opfere, um uns zu retten.

Weiter gab Papst Franziskus im Rahmen seiner Predigt zu bedenken, dass es uns passieren kann, „den Herrn ,beiseite‘ zu nehmen, ihn in eine Ecke des Herzens zu stellen, und dabei zu meinen, weiterhin gläubig und gut zu sein und auf unserem Weg weiterzugehen, ohne uns von der Logik Jesu ergreifen zu lassen“. Der entscheidende Unterschied bestehe nicht zwischen dem, der „gläubig oder nicht gläubig“ sei. Dazu erklärte der Papst weiter:

„Der ausschlaggebende Unterschied ist zwischen dem wahren Gott und dem Götzen unseres Ichs. Wie weit entfernt ist doch der, der in Stille am Kreuz herrscht, vom falschen Gott, von dem wir uns wünschen würden, dass er mit Gewalt herrsche und unsere Feinde zum Schweigen bringe!“

 

Mit ihren Ausführungen vermitteln sowohl Eugen Drewermann als auch Papst Franziskus ein Gottesbild, das anders ist als das eines Wunscherfüllers und auch in den Lebenssituationen des Leids, die jedes menschliche Leben früher oder später betreffen, tragfähig sein kann sowie erklären kann, warum gerade Menschen in der Dritten Welt an Gott festhalten.

Quellen: bild.de, express.de, bistum-essen.de, vaticannews.va

 

Anbei der Lobpreis-Song „Wo ich auch stehe“: