Gretchenfrage: Wie halten es die Kanzlerkandidaten mit dem Glauben an Gott?
„Die Formel ‚So wahr mir Gott helfe‘ macht uns Menschen bewusst, dass all unser Handeln und Bestreben fehlbar und begrenzt ist.“
Das sagt die noch amtierende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die seit dem 22. November 2005 Regierungschefin ist. Sie legte zu Beginn all ihrer vier Amtszeiten ihren Amtseid mit der Formel „so wahr mir Gott helfe“ ab. Und das tat Angela Merkel sehr bewusst, denn für die Pfarrerstochter und gläubige Protestantin ist der religiöse Zusatz dabei ein selbstverständliches Bekenntnis (wir berichteten). Dazu erklärt Merkel weiter:
„Die Trennung von Kirche und Staat darf niemals vergessen lassen, dass wir als Menschen ohne den Glauben an Gott schnell überheblich werden.“
Genau in diesem Sinne ist das deutsche Grundgesetz auch einst geschrieben worden: in Verantwortung vor Gott und den Menschen!
Wie halten es nun eigentlich die aktuellen drei Kanzlerkandidaten mit dem Bewusstsein der Verantwortung vor Gott?
Die Kandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, äußerte sich im Dezember 2020 im Interview mit der Bild am Sonntag (BamS) zur Gretchenfrage. Dazu sagte sie:
„Ich bin nicht gläubig, aber trotzdem in der Kirche, weil mir die Idee des Miteinanders extrem wichtig ist.“
Im Umfeld von Christen beschrieb sich Baerbock beim Ökumenischen Kirchentag im Mai 2021 als „nicht ganz gläubig“. Sie wies aber darauf hin, dass Religion und Kirche seit vielen Jahrhunderten die Verantwortung für die Schöpfung betonen würden. Wörtlich sagte sie:
„Auch wenn ich selbst jetzt nicht ganz gläubig bin, aber öfter mal in die Kirche gehe genau aus diesem Grund: Weil man als Gemeinschaft eben mehr zusammen schaffen kann, weil man ein Verständnis hat, auf welchem Wertefundament stehen wir eigentlich – das der Nächstenliebe, aber auch das der Verantwortung.“
Mit Blick auf die Gretchenfrage ist vom konfessionslosen SPD-Kandidaten Olaf Scholz, der aktuell im Kabinett Merkel Bundesfinanzminister ist, bekannt, dass er bei seinem Amtseid ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe“ auskam. Beim Ökumenischen Kirchentag 2021, wo Scholz wie auch die beiden anderen Kanzlerkandidaten teilnahm, sagte er, wie das christliche Medienmagazin Pro berichtete, nichts zu Glaube oder Kirche. Scholz betonte aber, dass das Motto des ökumenischen Kirchentages ‚Schaut hin‘ „genau das richtige sei“. Dazu erklärte er, dass es darum gehe, hinzuschauen – auf Arbeitsbedingungen, etwa bei den Pflegekräften, auf die junge Generation und ihre finanzielle Unterstützung und auch auf den Globalen Süden – in dem Zusammenhang führte Scholz ein Schulden-Moratorium an. Dazu betonte er:
„Wir schulden es uns einander als Menschen, anderen die Möglichkeit zu geben, dass sie erkannt werden.“
Der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet bekennt sich hingegen klar zum christlichen Glauben, der ihm seit Kindestagen Orientierung gibt (wir berichteten).
Laschet war als Jugendlicher Messdiener und Gruppenleiter in seiner Pfarrgemeinde. Als Journalist wurde er 1991 Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen. Bis heute macht er aus seiner ihn prägenden rheinisch-katholischen Herkunft keinen Hehl. Wie der Evangelische Nachrichtendienst idea im Januar 2021 berichtete, schrieb Armin Laschet einmal:
„Der Glaube an Gott ist prägend für mein Verständnis der Welt, […] wenn man daran glaubt, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht, macht man auch Politik anders als zum Beispiel ein Kommunist, der bis zum Lebensende dringend mit allen Mitteln das Paradies auf Erden schaffen will.“
Armin Laschet ist ein Politiker, der ohne missionarischen Eifer zu seinem Glauben steht. In diesem Sinne erklärte er beim Ökumenischen Kirchentag 2021, dass er Katholik sei, was aber nicht bedeute, dass mit ihm der Weihrauch ins Kanzleramt einziehen werde. Mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, die „auch sehr in ihrem Lebenslauf von der Kirche geprägt“ worden sei, betonte Laschet:
„Wir versuchen, aus dem christlichen Menschenbild heraus in der Politik zu wirken.“
Er sei sich sicher, dass sich an der Grundausrichtung, Deutschland als ein europäisches Land aus christlicher Verantwortung heraus zu führen, nichts ändere.
Fazit: Von den drei Kanzlerkandidaten steht nur einer klar zum Glauben an Gott, was wohl eine entscheidende Grundlage für ein Empfinden einer Verantwortung vor Gott ist. Möglicherweise nicht uninteressant für Menschen, denen wie den Verfassungsvätern die Präambel des Grundgesetzes mit Gottesbezug wichtig ist und die die Überzeugung teilen, wie sie etwa der Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski in seinem berühmten Roman Die Brüder Karamasow mit folgenden Worten formuliert: „Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt.“
Quellen: bild.de (1), katholisch.de, evangelisch.de, bild.de (2), zeit.de, idea.de, pro-medienmagazin.de,
Auch mit Blick auf die Bedeutung des Religionsunterrichts in der Schule tut es gut zu wissen, wenn sich der/die Regierungschef(in) der besonderen Bedeutung dieses Fachs, in denen Werte mit Gottesbezug durchdacht werden, bewusst ist (vgl. Art. 7 (3) GG). Anbei eine Stellungnahme der amtierenden Kanzlerin: