Heino Falcke: „Der astronomische Himmel ist auch Symbol für religiösen Himmel“

Der Astrophysiker Heino Falcke,  dem mit seinem Team 2019 das erste Foto eines Schwarzen Lochs im Weltall gelang, ist Naturwissenschaftler und gläubiger Christ, womit er im November 2020 in der Talkshow von Markus Lanz das SPD-Urgestein Franz Müntefering überraschte (wir berichteten). Bei seinem Christ-Sein erzählt der 56-Jährige Forscher, der als Professor an der Radboud-Universität in Nimwegen lehrt, ganz selbstverständlich von seinem personalen Gottesbild und seiner ihn tragenden Beziehung zu Jesus Christus (wir berichteten). Am heutigen Freitag, den 8. September, spricht Heino Falcke in der St.-Ludgeri-Kirche in Münster zum Thema „Eine Reise durch den Himmel“.

Im Vorfeld zur Veranstaltung veröffentlichte Ann-Christin Ladermann auf der Webseite der Bistums Münster einen sehr lesenswerten Beitrag zur Grundhaltung von Heino Falcke, für den neben dem wissenschaftlichen Zugang zum Wie der Welt der Zugang zum Warum und Woher des Ganzen lebensrelevant ist.

Dass genau in diesen unterschiedlichen Zugängen zur Natur ein gewichtiger Grund dafür liegt, dass es zwischen Naturwissenschaft und Glauben an Gott – entgegen des immer noch gängigen Vorurteils – keinen Widerspruch gibt, macht Falcke deutlich, wenn er betont:

„Die Grundfrage, woher alles kommt, kann man wissenschaftlich nicht beweisen. Für mich berühren sich da die Naturwissenschaft und mein Glaube, der mir sagt, dass Gott der Anfang von allem ist.“

Die naturwissenschaftliche Erkenntnismöglichkeit habe „ihre Grenzen“. Dabei ist dem Astrophysiker klar, dass bei der Glaubensfrage, was vor dem Anfang lag, auch eine andere Antwort, die um den Glauben an Zufall kreist, theoretisch möglich ist. Bei der Frage, woher die Naturgesetze stammen, hat er sich für eine anderen Glaubensansatz als den atheistischen entschieden. So erklärt der Professor für Astrophysik und Radioastronomie:

„Meine persönliche Gotteserfahrung entscheidet darüber, wie ich die Welt sehe.“

Das Staunen über die Größe und Ordnung des Universums untermauert seine Grundhaltung, was er wie folgt beschreibt:

„Ich staune immer wieder über die Dimensionen des Universums und entdecke darin Gottes Schöpfung.“

Bei der Suche nach Gott hilft ihm die Bibel, die u.a. die Grundlage für sein Verständnis von Gott bildet. Dazu sagt Heino Falcke:

„Am Anfang war das Wort. Da kann ich nicht trennen zwischen Wissenschaft und Glaube, denn für mich sind auch die Naturgesetze Teil dieses Wortes.“

Die Bibel sei ernst zu nehmen und nicht wortwörtlich, mahnte Falcke vor Jahren im Gespräch in der ERF-Sendung „Gott sei Dank“ an. Es sei wichtig bei biblischen Texten zu erkennen, was da wirklich stehe und was da nicht stehe. Man sollte einen Text, den man nicht sofort verstehe, auch einfach mal stehen lassen und nicht alles gleich zu deuten versuchen. Wie auf der Webseite des Bistum Münster im Vorfeld des Vortrags von Heino Falcke in der St.-Ludgeri-Kirche zu lesen ist, betont Falcke bezüglich der Herangehensweise an biblische Texte, für die er sich wieder mehr gesellschaftliche Beachtung wünscht:

„Die Bibel darf nicht als wissenschaftlicher Bericht gelesen werden, aber sie will erzählt werden. Dadurch werden die Geschichten lebendiger und eröffnen einen Raum, der mit modernen Bildern der Wissenschaft gefüllt werden kann.“

So ist für ihn der Blick in den Himmel nicht nur unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten interessant. Vielmehr eröffnet sich unter seiner Glaubensannahme eine weitere Dimension. Dazu erklärt Falcke:

„Der astronomische Himmel ist auch ein Symbol für den religiösen Himmel, der zeigt: Da ist etwas Größeres.“

Aus dieser Dimension zu denken und zu leben, führe zu einer Perspektive der Hoffnung, Kraft und Gelassenheit, die insbesondere in schwierigen Lebenssituationen trägt. Diese Perspektive beschreibt der Astrophysiker wie folgt:

„Jeder sollte sein Bestes geben, aber man darf dann auch sein Leben in Gottes Händen wissen und das annehmen, was kommt.“

Quellen: bistum-muenster.de, youtube.com, promisglauben.de

Entgegen der landläufigen Behauptung, dass Naturwissenschaftler nicht an Gott glauben könnten, erklärte Heino Falcke in der angesprochenen ERF-Sendung „Gott sei Dank“, dass „viele der großen Wissenschaftler“ gläubig waren und auch heute viele Wissenschaftler gläubig sind, weil sie mitunter „so hinter die Dinge schauen“ wollten. Als Beispiele großer Wissenschaftler, die an Gott glaubten, nannte er Johannes Kepler, der das von Nikolaus Kopernikus vertretene heliozentrische Weltbild festigte, und Max Planck, dem Begründer der Quantenphysik. Weiter berichtete Heino Falcke in dieser Sendung, dass ihn sein Astrophysiker-Kollege Harald Lesch mit der Aussage inspirierte, dass ohne den Menschen dem Universum Glaube, Liebe und Hoffnung fehlen würden.

Hinweis: Vor einem Jahr interviewten wir Harald Lesch zu seinem Glauben und seiner Sicht auf das Universum. Dabei konfrontierten wir ihn auch mit der Inspiration, die er Heino Falcke gab. Anbei die Reaktion von Harald Lesch darauf (Anmerkung: Das Video startet an der entsprechenden Stelle):