Foto: Senatspressestelle Bremen verwenden, HenningScherf, CC BY-SA 2.0 DE

Henning Scherf: „Der Glaube ist ein Schatz, den ich nicht verlieren wollte“

Der SPD-Politiker Henning Scherf, der von 1995–2005 Bürgermeister und Präsident des Senats von Bremen war, sprach im Interview mit dem NDR über seinen Glauben, der trotz Zweifeln immer wichtig für ihn war.

Darauf angesprochen, dass er vor vielen Jahren gesagt habe, dass unsere Gesellschaft die Kirche braucht, damit sie menschlich, hoffnungsvoll und solidarisch bleibt, erklärte Henning Scherf, dass er sich zwar nicht an diese Aussage erinnern könne, aber dass er sie „gar nicht so dumm“ finde. Für ihn zähle allgemein das, was Menschen für die Gesellschaft tun. Dabei sei er daran interessiert, „möglichst viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche in dieser Gesellschaft zu finden, zu erreichen und zu mobilisieren“, so der 85-Jährige.

Scherf schilderte seine Zweifel an Glaubensdogmen, die ihn und seine Geschwister aber nicht dazu brachten, aus der Kirche auszutreten, was er wie folgt begründete:

„Wir wollten immer das, was die Kirche bewirkt und was die Kirche darstellt mit ihrer Geschichte, mit ihrer Glaubensgeschichte, mit vielen gutwilligen Menschen – das wollten wir in unserer Nähe haben. Da wollten wir dabei sein, das wollten wir verstehen.“

Den Glauben habe er trotz großer Zweifel aber „nie grundsätzlich“ abgelehnt. Er sei „immer brav in der Kirche gewesen“ und habe in ihr viele Aufgaben übernommen. Dabei habe er auch Zugang zu dem, was die Glaubensgemeinschaft zusammenhält, finden wollen. Diesbezüglich erklärte der ehemalige Bürgermeister von Bremen:

„Der Glaube ist ja auch ein Schatz, den die Kirche hoffentlich gut und pfleglich weitergibt. Und den wollte ich nicht aufgeben und nicht verlieren.“

Dass er seinen Glauben trotz großer Zweifel nicht verlor, begründet Scherf gerade damit, dass er sich immer wieder mit dem Glauben auseinandersetzte. So habe er mit einem befreundeten katholischen Priester und einem evangelischen Pastor immer wieder über Theologie geredet und sich über biblische Inhalte ausgetauscht. Ihnen gegenüber habe er seine Kritik und Skepsis vorgetragen. Darauf zurückblickend betonte Henning Scherf:

„Sie haben immer gemerkt, der gibt nicht auf. Und das war wichtig.“

Quelle: ndr.de