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Michael Hampe: „Religiöse Bilder lassen sich nicht auswählen wie ein Käse im Supermarkt“

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Der Philosoph Michael Hampe, der Professor für Philosophie an der ETH Zürich ist, schilderte im Interview mit der ZEIT-Beilage „Christ & Welt“dass er es als anmaßend empfindet, das große Ganze erklären zu wollen, was aber nicht bedeutet, dass er nichts mit Gott anfangen kann. Vielmehr betonte der 62-Jährige die Bedeutung religiöser Bilder.

Michael Hampe zeigte sich im „Christ & Welt“-Interview überzeugt, dass es „keinen Sinn des Lebens“ gebe, weil das Leben keine von außen betrachtbare Geschichte sei.

In seinem aktuell erschienen Buch „Wozu? Eine Philosophie der Zwecklosigkeit“ beschreibt Hampe, dass derjenige, der an das jüngste Gericht glaubt, sein Leben „unter ein Bild“ stelle. Gegenüber „Christ & Welt“ erklärte er diesbezüglich:

„Religiöse Geschichten sind keine Tatsachenbehauptungen, keine historischen Rückblicke oder Wetterprognosen.“

Auch dienten sie nicht der Unterhaltung. Vielmehr bringe zum Beispiel das Bild vom Jüngsten Gericht zum Ausdruck, „dass ich nur das tun sollte, zu dem ich auch dann noch stehen kann wenn es an die Öffentlichkeit geraten würde“. Oder das Bild vom Paradies und dem Sündenfall erinnere uns daran, „das wir (…) die Welt nicht betrachten können, ohne sie zu bewerten“, erklärte der Professor für Philosophie. Dazu betonte er weiter, dass diese religiösen Bilder es ermöglichten, „kollektiv das zu tun, was ich individuell nicht vermag, nämlich mein Leben eben doch von außen zu betrachten.“ Damit meint er, dass wir „uns in ein Bild hineinimaginieren“ könnten.

Diese Sichtweise bietet nach Ansicht von Hampe auch Raum für Gott, den er als „Name für das qualitative Muster, das sich selbst erschafft und von dem wir Teil sind“, definiert. Zu seiner Vorstellung von Gott ließ er wissen, dass er in Anlehnung an den Philosophen Baruch de Spinoza (1632-1677) dahin tendiere, Gott mit der Natur gleichzusetzen. Hampe brachte dabei aber zum Ausdruck, dass die Vorstellung von Gott nicht willkürlich wählbar ist, was er wie folgt darlegt:

„Diese religiösen Bilder lassen sich nicht auswählen wie ein Käse im Supermarkt. Nach dem Motto: ‚Nehme ich das buddhistische, atheistische oder christliche Bild?‘ Es ist keine Lifestyle-Entscheidung, so wenig wie die Entscheidung für einen Liebespartner.“

Zwar gerate man einerseits in eine Liebe hinein, entscheide sich dann in der Gewissheit, „in ‚das Richtige‘ geraten zu sein“, bewusst dafür. Dazu erklärte der Philosophie-Lehrer weiter:

„Religiöse Bilder hängen in ihrer Plausibilität von den eigenen Lebenserfahrungen ab.“

In seinem Fall seien dies Erlebnisse der Natur, fügte Michael Hampe an.

Quelle: zeit.de

Anbei ein Gespräch mit Michael Hampe in der SRF-Sendung „Sternstunde Philosophie“: