Foto: U.S. Department of State from United States, Franciscus (cropped), als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Papst Franziskus in Talkshow: „Gott ist allmächtig, ja, aber er ist es nur in seiner Liebe“

Am vergangenen Sonntagabend trat Papst Franziskus erstmals als Talkshow-Gast im italienischen Fernsehen auf, was dem Sender Rai 3 eine Traumquote bescherte. Dabei sprach er nicht nur über die großen Probleme in der Welt wie Krieg und Umweltzerstörung, die er als „widersinnig“ zur Natur des Menschen bezeichnete, sondern äußerte sich auch zu theologischen Fragen von Gut und Böse, Vergebung und Gebet. Darüber hinaus gab der 85-Jährige auch private Einblicke und bezog dabei auch Stellung zu seinem Gottesbild.

So erklärte Franziskus auf die Theodizee-Frage, warum Gott Leid zu lasse:

„Gott ist allmächtig, ja, aber er ist es nur in seiner Liebe.“

Auf die Frage, warum Kinder leiden, wisse er bis heute keine Antwort, sie empöre ihn sogar, so der Pontifex. Danach gefragt, ob es Menschen gebe, die keine Vergebung verdienen, sagte Franziskus:

„Gott hat die Menschen gut und frei geschaffen. Sie entscheiden sich für Gut oder Böse.“

Allerdings hätten „Menschen ein Recht darauf, dass ihnen vergeben wird – wenn sie denn bereuen und ehrlich um Vergebung bitten“.

Am Mittwoch bedankte sich Papst Franziskus bei der Generalaudienz in Rom beim emeritierten Papst Benedikt XVI. für seine aufrichtigen Worte zum bevorstehenden Tod, in denen Benedikt davon gesprochen habe, dass er bald vor der „dunklen Tür des Todes“ stünde, und dabei auch sein Gottesbild darlegte.

In seinem Brief zum Münchner Missbrauchsgutachten, in dem der früherer Papst wie angekündigt ausführlich und persönlich Stellung bezog, äußerte der 94-Jährige ausgehend vom Schuldbekenntnis, das am Anfang jeder katholischen Messe gesprochen wird, die Hoffnung, „wie groß auch immer meine Schuld heute ist, der Herr vergibt mir, wenn ich mich ehrlich von ihm durchschauen lasse und so wirklich zur Änderung meines Selbst bereit bin“. Diesbezüglich schreibt Papst Benedikt XVI. weiter, dass er nun bald „vor dem endgültigen Richter“ seines Lebens stehen werde. Mit folgenden Worten beschrieb er sein ihn tragendes Gottesbild: „Auch wenn ich beim Rückblick auf mein langes Leben viel Grund zum Erschrecken und zur Angst habe, so bin ich doch frohen Mutes, weil ich fest darauf vertraue, dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder.“

Zuvor bat der ehemalige Erzbischof von München und Freising abermals um Entschuldigung und bekundete deutlich seinen Schmerz und seine Scham angesichts des Missbrauchs. Gleichzeitig wehrte sich der emeritierte Papst gegen den Vorwurf, in seiner Zeit als Erzbischof von München Missbrauchsfälle vertuscht zu haben. Dass bei der 82-seitigen Einlassung für das Gutachten leider „ein Versehen erfolgt“ sei, was seine Teilnahme an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 betreffe,  bezeichnete Benedikt XVI. als „Fehler, der bedauerlicherweise geschehen ist“, der jedoch nicht beabsichtigt war und, so hoffe er, auch „entschuldbar“ sei. Dass dieser Fehler „ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen“, habe ihn daher „sehr getroffen“.

So hatte etwa die FAZ mit „Die Lüge Benedikts“ getitelt. In seiner Stellungnahme zeigte sich der 94-Jährige „besonders dankbar (…) für das Vertrauen, für die Unterstützung und für das Gebet, das mir Papst Franziskus persönlich ausgedrückt hat“.