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Pater Dr. Peter Uzor: „Im Himmel gibt es keine Wohnungsnot“

Die Schauspielerin Veronica Ferres meint:

„Der Glaube lehrt uns, dass der Tod nicht das Ende bedeutet. Ein sehr tröstliches Gefühl.“

Im Kirchenlied „Wir sind nur Gast auf Erden“ im Gotteslob heißt es:

„Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh’ mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu.“

An den Festtagen Allerheiligen (1.11.) und Allerseelen (2.11.) gedenkt die Kirche den Verstorbenen und erinnert darüberhinaus auch daran, dass die heute Lebenden einmal sterben werden. Das Kommen des Reiches Gottes steht im Mittelpunkt der Betrachtungen der Kirche an diesen Tagen.

Beim traditionellen Friedhofsgang in der Gemeinde Sonnefeld bei Coburg in Oberfranken erinnerte Pater Dr. Peter Uzor, der auch geistlicher Begleiter von PromisGlauben ist, in seinen Impulsen in der Friedhofskapelle ganz im Sinne der Zeile des obigen Kirchenliedes sowie des ‚Ferres-Zitats‘ die Gottesdienstbesucher an das, was wirklich wichtig im Leben und darüberhinaus ist.

Einleitend sagte er, dass sich heute die Gemeinde am Friedhof versammelt, „um unsere Toten zu ehren“ und an das zu erinnern, „was uns mit ihnen verbindet“. Er betonte darüberhinaus aber auch:

„Angesichts des Todes bewegen uns alle Fragen, die wir uns selbst nicht beantworten können. Umso mehr erwarten wir uns daher ein Wort von Gott, das weiterhilft.“

In seiner Predigt ging er auf das Sinnbild von Wohnung und Heimat ein, um seine Aussagen und den Sinn des Feiertags Allerheiligen / Allerseelen zu verdeutlichen.

Hier die Worte seiner Predigt:

Für viele, vielleicht sogar die meisten Menschen hat die Wohnung einen sehr hohen Stellenwert. Sie möchten solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben.

Eine Wohnung zu haben, bedeutet, hier gehöre ich hin, hier bin ich zu Hause, hier kann mir niemand etwas vorschreiben.

Wenn sich ein Umzug nicht umgehen lässt, dann bedeutet das einen großen Einschnitt, mit dem man oft noch lange kämpft.

Jesus weiß um die Sehnsucht der Menschen nach Heimat.

Er weiß auch, dass alle menschliche Sehnsucht und alles menschliche Bemühen um Heimat und Geborgenheit nicht die Heimat geben kann, die sich der einzelne wünscht. Er selbst hat deshalb ‚das Haus seines Vaters‘, seine Heimat, verlassen, um den Menschen den Weg in ihre endgültige Heimat zu zeigen.

Diese endgültige Heimat ist das Haus Gottes, in dem es viele Wohnungen gibt, wie Jesus sagt.

Bei Gott wird jeder die Lebensmöglichkeit finden, die ihm entspricht. Er braucht sich nicht darum zu sorgen, dass es für ihn keine Möglichkeit gäbe.

Wohnungsnot wird nicht herrschen, denn die Möglichkeiten Gottes sind größer als es die Menschen sich vorstellen können.

Voraussetzung ist dafür aber, dass sich die Menschen an ihn halten, ihm nachfolgen, seinen Weg mitgehen, der der Weg des Vertrauens und des Glaubens ist.

Wir gehen davon aus, dass unsere Verstorbenen diesen Weg nach ihren Kräften und Möglichkeiten gegangen sind und dass ihnen Gott in seiner Barmherzigkeit und Liebe dazu gibt, was ihnen noch fehlt.

Wir Menschen sind Pilgernde, Vorübergehende und Zuflucht-Suchende.

‚Wir sind nur Gast auf Erden‘ (GL 505) und sind miteinander auf Heimatorte, Pilgerherbergen und Refugien angewiesen, auf Orte, an denen wir – vorübergehend – Gastfreundschaft und Halt erfahren und geben können. Wenn wir unterwegs sind, wenn wir ankommen oder Abschied nehmen, wenn eine Lebensphase beginnt und wenn wir im Tod mit Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert werden, erfahren wir das in besonderer Weise.

Indem wir heute zu den Gräbern unserer Verstorbenen gehen, werden wir uns des Vorübergehenden unseres Lebens bewusst.

Wir denken an die Heimat, die wir in der Gegenwart geliebter Menschen finden durften und die sie bei uns finden konnten.

Im Schmerz des Vermissens werden viele von uns mit einer Sehnsucht nach Geborgenheit und der Erfahrung von Einsamkeit konfrontiert.

Wir können die Gräber als einen Ort erfahren, an dem wir über den Tod hinaus mit unseren Angehörigen verbunden sind: als einen Platz, an dem unsere Erinnerungen wach bleiben und wir für unsere Traurigkeit und unseren Dank einen Ort finden.

In den Psalmen wird die Gegenwart Gottes wieder und wieder besungen als eine sichere Stätte für die Umherziehenden, Schutzbedürftigen, Herbergsuchenden: „Gott ist unsere Zuflucht“ (PS 46,2). Er ist ein Refugium, das Schutz bietet für Tiere, Pflanzen und Menschen (vgl. Ps 59,17; Ps 90,1; Ps 91,2; PS 94,22; Ps 104,18).

„Domine, Refugium meum. Gott, du mein Zufluchtsort“, hofft der Beter im Buch des Propheten Jeremia (Jer 16,19) und bekennt: „Ich werde hoffen – auf Gott“.

Der Dichter Huub Oosterhuis nimmt dieses Vertrauen in seiner Psalmenübersetzung auf und schreibt:

„Gott unsere Zuflucht und Kraft. Die Erde verändert sich. Er nicht. Berge stürzen ins Meer, Meere rasen und toben. Doch Er ist eine feste Burg, eine Stadt auf Felsen gegründet, in Gärten angelegt – glitzernde Ströme durchfluten Ihn quer durch seine Mitte. Gott unsere Zuflucht und Kraft.“

Wenn wir Gott als Refugium suchen und feiern; wenn wir in diesem Gottesdienst verbunden sind mit unseren Verstorbenen, bei denen und mit denen wir Heimat erfahren haben, dann sind wir in unserem Gedenken auch verbunden mit den unzähligen Menschen, die weltweit als Heimatsuchende, als ‚Refugees‘, nach verlässlichen Zufluchtsorten suchen.

Vor Gott sind wir gemeinsam da als auf sein Refugium angewiesene Menschen, die auf eine unvergängliche Geborgenheit in ihm hoffen.

Amen.

 

Pater Dr. Peter Uzor ist Gemeindepfarrer im Seelsorgebereich St. Otto Ebersdorf bei Coburg.

Wenn Sie Sehnsucht nach Mehr haben, dann besuchen Sie gerne seine Gottesdienste!

 

Über das Wirken des Geistlichen aus Nigeria als Dorfpfarrer im nördlichen Bayern wurde auch schon die Zeitung Die Welt aufmerksam und porträtierte Pater Peter Uzor in einem Essay.

Mehr dazu unter welt.de