Foto: Foto-AG Gymnasium Melle, Bosbach, Wolfgang-0636, cropped, CC BY-SA 4.0

Wolfgang Bosbach: „Ich fühle mich in der Kirche wohl“

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Der Politiker und Rechtsanwalt Wolfgang Bosbach, der von 1994 – 2017 Mitglied im Deutschen Bundestag war, sprach aktuell im Interview mit domradio.de über seine Sicht auf Kirche. Dabei begründete er, warum er der Kirche die Treue hält.

Bereits in der Vergangenheit positionierte sich Wolfgang Bosbach zu seinem Glauben. Dabei bezeichnete er sich als „rheinischen Katholiken“, für den „die christliche Botschaft eine wirklich frohe Botschaft ist“. Weiter berichtete der ehemalige Vorsitzende des Innenausschusses des Deutschen Bundestages, dass ihm sein Glaube im Umgang mit seiner chronischen Herzerkrankung und seiner Prostatakrebserkrankung Halt gibt und er sich bewusst ist, dass er nicht tiefer als in Gottes Hand fallen könne (wir berichteten).

Im August 2022 erklärte Bosbach gegenüber der katholischen Zeitung „Die Tagespost“, dass ihm sein Glaube im Umgang mit existenziellen Lebenskrisen „in der Tat“ geholfen habe. Dazu sagte er:

„Ich habe in den 70 Jahren meines bisherigen Lebens sehr viel Glück gehabt, aber eben auch zwei Mal richtig Pech.“

Im Bewusstsein, dass er die unheilbare Erkrankung annehmen und tragen muss, schöpft er Kraft aus seinem Glauben, was Wolfgang Bosbach wie folgt darlegt:

„Der Glaube heilt leider nicht, aber er hilft.“

Infolge der Krankheit blicke er heute anders auf sein Leben und sei des Weiteren „viel gelassener geworden“, so der dreifache Familienvater. Wenn Menschen sich über Kleinigkeiten echauffieren, denke er sich spontan: „Wir können gerne sofort tauschen“, schilderte Bosbach 2022 gegenüber der Tagespost.

 

Im aktuellen Interview mit domradio.de berichtete der CDU-Politiker zu seinem Gesundheitszustand, dass es ihm besser gehe „als es mir gehen könnte, aber nicht so gut, wie es mir eigentlich gehen müsste“. Bosbach zeigte sich dankbar, dass er trotz der chronischen Erkrankungen weiterhin tun könne, „was ich wirklich gerne tun möchte“.

Mehr Sorgen bereitet ihm der Bedeutungsverlust der Kirchen in der Gesellschaft. 2022 gehörte weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland den beiden christlichen Kirchen an. Dass er trotz der Skandale, die die mediale Berichterstattung seit Jahren dominieren, weiterhin Mitglied der Kirche ist, begründete Wolfgang Bosbach wie folgt:

„Ich bin ja nicht in der Kirche der Institution wegen, sondern weil das für mich eine selbstverständliche Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft ist.“

Die Kirche bereite ihm aber „schon seit Jahren Kummer“. Diesbezüglich verwies der 71-Jährige auf das Durchschnittsalter der Gottesdienstbesucher und legte dar:

„Sie haben in vielen Gottesdiensten noch relativ viele Kinder und dann die älteren Menschen. Aber dazwischen fehlt eine ganze Generation.“

Um wieder attraktiver für die Menschen zu sein, rät Bosbach der Kirche „ein bisschen weniger“ politisch zu sein. Dass die Kirchentage seinem Empfinden nach „mittlerweile eher Parteitage“ seien, hält er für „keine gute Entwicklung“. Kirche müsse die Menschen unabhängig von deren politischen Überzeugung erreichen, zeigt sich Bosbach gewiss. Dazu erklärte er:

„Wenn die Kirchenmitglieder das Gefühl haben, sie passen mit ihrer politischen oder gesellschaftlichen Haltung nicht mehr in ihre Kirche, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Kirche an Akzeptanz verliert.“

Für ihn persönlich ist ein Austritt aber kein Thema, weil für ihn die Kirche „immer noch die beste Alternative“ sei. Überdies betont Wolfgang Bosbach:

„Ich fühle mich in der Kirche – auch nach allen Skandalen – wohl, weil ich weiß, was ich meiner Kirche zu verdanken habe.“

Er sei mit der Kirche und der katholischen Jugendarbeit aufgewachsen und bedaure, wenn Leute diese guten Erfahrungen heute nicht mehr wahrnehmen können und vielmehr „mit Bitterkeit auf die Zeit zurückblicken“. Seine Verbundenheit zur Kirche beschreibt der ehemals stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion als „ein Stück Treue, mit der ich auch etwas zurückgeben möchte, was die Kirche mir gegeben hat“.

Quellen: domradio.de, die-tagespost.de, promisglauben.de